Zwei Tote (†43 und †24) und elf Verletzte: Das ist die verheerende Bilanz nach der Explosion von Nussbaumen AG am vergangenen Donnerstag. Die genaue Ursache für die gewaltige Detonation ist noch nicht bekannt, die Kantonspolizei Aargau vermutet aber einen Unfall mit «potentem Feuerwerk».
Bilder und Videos zeigen etliche Teile, die auf der Strasse verteilt liegen. Tiktok-User spekulieren, dass es sich bei den deckelartigen Teilen um Stöpsel für F4-Feuerwerk, also Grossfeuerwerk, handeln könnte. Sogar von Teilen für mögliche Bomben ist die Rede. Die Aargauer Staatsanwaltschaft will sich zu den Tiktok-Aufnahmen nicht konkret äussern. Nur so viel: «Das Video ist gleich aus mehreren Gründen genauer zu hinterfragen», sagt Sprecher Adrian Schuler. Blick war auch am Sonntag wieder vor Ort in Nussbaumen und hat ebenfalls verkohlte Plastikteile gefunden – allerdings nicht derart nah beieinander, wie es auf Tiktok den Anschein macht. Experten haben die Fotos für Blick ausgewertet.
Feuerwerk darf nicht ohne Ausbildung erworben werden
Urs Corradini, Präsident der Schweizerischen Koordinationsstelle Feuerwerk (SKF), ist sich sicher: «Das sind definitiv keine handelsüblichen Feuerwerksartikel.» Denn: «Normale Feuerwerksartikel bestehen zu 99 Prozent aus Karton.» Die Teile in Nussbaumen hingegen sind aus Plastik. Diese werden in der Schweiz kaum verwendet.
Auf den Bildern erkennt man auf einem der verkohlten Teile den Schriftzug «Onfa» – eine italienische Feuerwerksfirma, die das Rohmaterial zur Herstellung von Feuerwerk verkauft. Was die Männer in der Tiefgarage hergestellt oder gelagert haben, ist nach wie vor unklar. Tobias Isler, der unter anderem für das Grossfeuerwerk beim Rapperswiler Seenachtfest zuständig ist, hat aber einen Verdacht. Für ihn sehen die Teile nach Halbschalen von professionellen Feuerwerkskörpern aus. «Das sind pyrotechnische Gegenstände, welche man in der Schweiz nicht ohne Ausbildung erwerben und schon gar nicht in nicht dafür vorgesehenen Räumlichkeiten lagern darf», stellt der Feuerwerkstechniker der Firma Hirt AG klar.
Bundesanwaltschaft noch nicht aktiv
Adrian Schuler fasst den aktuellen Ermittlungsstand zusammen: «Die ersten Erkenntnisse vor Ort deuteten auf ein Unfallgeschehen hin. Diese Erkenntnisse haben sich auch im Verlauf der letzten Tage nicht verändert, weshalb nach wie vor nicht von einem Delikt ausgegangen wird.» Die genaue Auswertung benötige allerdings noch Zeit.
Den Aussagen der Ermittlungsbehörden stimmt auch ein weiterer Feuerwerkexperte zu, der anonym bleiben will. «Aufgrund der Bilder gehe ich nicht davon aus, dass hier militärischer Sprengstoff explodiert ist. Dieser detoniert mit einer höheren Brisanz als Feuerwerk», sagt er zu Blick. Auf den Bildern müssten entsprechend mehr Material oder sogar Krater zu sehen sein.
Laut Blick-Informationen ist die Bundesanwaltschaft in diesem Fall noch nicht aktiv. Das wäre der Fall, wenn man Reste von Sprengstoff gefunden hätte – oder noch finden wird.