Billig-Angebote in Serbien
Falscher Aargauer Zahnarzt ist jetzt Taxifahrer

Trotz mehrfacher Verurteilungen wegen verpfuschten Zahnoperationen und unerlaubter Werbung, betreibt ein falscher Zahnarzt weiterhin Websites, die günstige Behandlungen in Serbien versprechen. Wie kann das sein?
Publiziert: 18.02.2024 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2024 um 13:33 Uhr
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Dragan T. wurde als Fake-Zahnarzt von Spreitenbach bekannt und arbeitet jetzt als Taxifahrer in Serbien.
Foto: Zvg

Erst tut es im Mund weh und dann im Portemonnaie. Zahnbehandlungen können schnell teuer werden. Umso verlockender klingt das Angebot, das Dragan T.* im Internet macht. Ein Rundum-Sorglos-Paket in Serbien. Flug, Shuttleservice, Sightseeing und nebenbei noch schöne Zähne. Das Problem: Dragan T. ist kein Zahnarzt. Er arbeitet als Taxifahrer in Belgrad.

«Ich habe immer nur die Reisen angeboten und Kunden vermittelt», erklärt T. gegenüber der «Aargauer Zeitung». Das alles sei ein Missverständnis. Die Websites betreibe nicht er, sondern Kollegen. Bei der Erstellung sei es zur Verwechslung gekommen. Es würde niemals etwas mit Patienten machen, abgesehen von der Reisevermittlung.

Angeblich eidgenössisches Diplom

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Dragan T. ist kein Unbekannter. Er betrieb in Spreitenbach eine Praxis. Schon 2015 schrieb Blick über den Serben, der sich damals noch als Zahnarzt ausgab. Das wurde ihm vom Aargauer Gesundheitsdepartement unter Androhung einer Busse von 10'000 Franken verboten. Doch noch Anfang Oktober 2018 fand sich auf einer seiner Websites ein angeblich eidgenössisches Diplom auf seinen Namen.

Mehrere Gerichtsprozesse von enttäuschten Patienten folgten – und T. verliess die Schweiz. Rückblickend tut es ihm schon leid, dass Kunden nach den Reisen ins Ausland Schmerzen hatten. Aber: Fehler habe er keine gemacht. Und er stellt klar: «Letztlich ist der Kunde der Chef. Wenn er das billigste Material aus China will, dann soll er es kriegen.» Die Zahnärzte, mit denen er zusammengearbeitet hatte, hätten die Kunden davor gewarnt.

«10'000 unzufriedene Kunden zu haben, ist für mich okay»

Doch die hätten die Bedenken ignoriert und seien bloss auf eine günstige Behandlung aus gewesen. Gleichzeitig gibt er an, dass er angeblich über 100'000 zufriedene Kunden hatte. «10'000 Unzufriedene zu haben, ist für mich okay. Kein Mensch ist perfekt. Ich auch nicht.»

Inzwischen habe er das Zahn-Geschäft ganz aufgegeben. Nicht wegen des vielen Ärgers und der Prozesse, sondern wegen des Ukraine-Krieges und Corona. Die Websites samt Lockangeboten zu den Zahn-Reisen nach Serbien seien längst nicht mehr aktuell, würden aber «weiterhin im Netz schweben». 

* Name geändert 

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