Er wirbt mit falschen Titeln
Dieser Mann macht Ihnen Zahnweh

Sascha A. wirbt im Telefonbuch mit den Bezeichnungen «Zahnarztpraxis» und «Zahnarzt». Doch beim Kanton Aargau ist er nicht als solcher registriert.
Publiziert: 14.06.2015 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 13:55 Uhr
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Falscher Zahnarzt? Dentalunternehmer Sascha A. ist im Visier der Behörden.
Von Joel Weibel

Die Zahnarzt-Branche ist im Umbruch: Es tobt ein Preiskrieg, grosse Center buhlen um Patienten, das Ausland lockt mit Dumpingpreisen. Doch Vorsicht: Wer zu sehr aufs Geld schaut, kann böse reinfallen. Unseriöse Anbieter versprechen perfekte Zähne zu Tiefstpreisen – ohne dass ihre Mitarbeiter eine richtige Ausbildung haben.

Ein besonders krasser Fall ist Sascha A.* aus Spreitenbach AG. Auf seiner Homepage wirbt er damit, dass die Zahnbehandlung in einer Klinik in Schaffhausen «mindestens 30 Prozent günstiger» sei. Der Unternehmer bietet Behandlungen zu einem Grundtarif von Fr. 1.90 an – üblich aber sind Fr. 3.10 (siehe Box). Marco Tackenberg, Sprecher bei der Standesorganisation SSO der Zahnärzte, ist skeptisch: Hier liege «der Verdacht auf der Hand, dass Missbrauch vorliegt».

Bei Sascha A. ist Skepsis angebracht. Er wirbt im Telefonbuch mit den Bezeichnungen «Zahnarztpraxis» und «Zahnarzt». Doch beim Kanton Aargau ist er nicht als solcher registriert. Auch im Medizinalberuferegister des Bundesamts für Gesundheit (BAG) taucht A. nicht auf. Seine Firmen sind nicht im Handelsregister eingetragen.

Der Kanton Aargau ist aufgrund der SonntagsBlick-Recherchen aktiv geworden: Man werde «den Herrn anschreiben und verlangen, dass er seine Bezeichnung ändert», sagt Balz Bruder (48), Sprecher beim Gesundheitsdepartement. Der Dentalunternehmer dürfe ohne Berufsausübungsbewilligung nicht mit den Bezeichnungen «Zahnarztpraxis» und «Zahnarzt» auftreten – und auch «nicht für zahnärztliche Leistungen werben». Ihm droht eine Busse von 10000 Franken.

Der findige Unternehmer schmückt sich auch mit fremden Federn. Auf seiner Homepage warb er bis letzten Mittwoch mit dem Logo der Universität Zürich. Es entstand der Eindruck, A. arbeite mit der renommierten Zahnklinik der Universität zusammen. Von SonntagsBlick darauf aufmerksam gemacht, reagierte diese umgehend: «Es besteht keine Beziehung zwischen dem Zentrum für Zahnmedizin und dieser Person», sagte Uni-Sprecherin Nathalie Huber. Man werde den Anbieter anweisen, Bild und Logos unverzüglich von der Website zu entfernen. Einen Tag später war das Logo der Universität tatsächlich weg.

Nicht verschwunden sind sogenannte Zahnreisen, die Sascha A. eifrig bewirbt. «Günstiger als in Ungarn» sei die Zahnbehandlung dank einer solchen Reise, bei der er seine Patienten nach Serbien schickt. «Bis zu 80 Prozent Rabatt», verspricht der Trip – für eine Begleitperson sei die Zahnbehandlung erst noch gratis. Bereits 100000 Personen sollen die Dienstleistung in Anspruch genommen haben.

Marco Tackenberg von der SSO rät von solchen Reisen dringend ab: «Oft machen solche Zahnärzte Behandlungen, die gar nicht nötig sind.» Aktenkundig bei der SSO ist zum Beispiel der Fall eines Patienten, der nach Ungarn gereist war. Dort zog ihm der Zahnarzt mehrere Zähne, der Eingriff wurde unseriös durchgeführt. Der Schweizer ist jetzt wieder hierzulande in Behandlung.

Und wie seriös sind die Angebote von Dentalunternehmer A.? Sascha A. wollte Fragen von SonntagsBlick nicht beantworten. Nur zwei Sätze liess er der Redaktion zukommen: «Es gibt keine Antwort auf diese Fragen. Bitte nicht mehr weiter an mich schreiben.»

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