Die Demo beginnt diszipliniert. Ein paar Hundert Impfverweigerer ziehen am Samstag vom Bellenzer Bahnhof los. Sie wollen durch die Altstadt zum Regierungssitz. Mit wiegenden Schritten werden die Kuhglocken getragen. Die Stimmung ist entspannt. Mit im Zug marschiert auch Nicolas Rimoldi (26), Gründer der Bewegung «Mass-Voll».
Es ist kurz vor 15 Uhr. Der Umzug bewegt sich über die Piazza Indipendenza, als die Stimmung kippt. Eine Gruppe von vier bis fünf schwarz gekleideten, vermummten Männern beginnt aus einer Bar heraus zu pöbeln. Sie spucken Bier auf die Demonstranten. Ein gefülltes Glas fliegt in die Menge, dann ein Stuhl. Eine Frau will protestieren, wird von den jungen Männern geschubst. Es kommt zu Rempeleien und Beschimpfungen.
Polizist bekommt volle Pfefferspray-Ladung ab
Endlich greift die Polizei ein. Ein Beamter packt einen der schwarz gekleideten Krawallbrüder. Da trifft ihn eine volle Ladung Pfefferspray. Der Polizist hält sich den freien Arm vor die tränenden Augen. In direkter Nähe steht Nicolas Rimoldi. In seiner rechten Hand ist eine Pfefferspray-Pistole zu sehen. Er richtet sie auf den Kopf des gefangenen Krawallbruders und grinst in die Kamera des Reporters, der die Szene fotografiert.
Sekunden später reisst sich der junge Mann aus der Umklammerung des Polizisten, der sich weiter die Augen reibt. Er läuft weg, kann sich einer Verhaftung entziehen. Wer das Pfefferspray versprühte, ist noch nicht geklärt. Gegenüber dem Portal Ticinonline bestätigt der Bellenzer Polizeichef Ivan Beltraminelli die Pfefferspray-Attacke auf den Kollegen. Man werde sich die Videoaufnahmen der Überwachungskamera genau anschauen. Ein offizielles Ermittlungsverfahren gäbe es bislang nicht.
«Ich habe mein Pfefferspray nicht eingesetzt»
Der«Mass-Voll»-Gründer erzählt Blick seine Version. «In Bellinzona griff uns die Antifa an und wollte ein Mitglied von uns mit der Schweizer Fahne zu sich ziehen», sagt Nicolas Rimoldi. Da habe er zur Verteidigung sein Pfefferspray gezogen. «Ein Guardian Angel III», fügt Rimoldi hinzu, «Pazifist, wie ich bin, habe ich es aber nicht eingesetzt.» Da es oft zu Angriffen auf, wie Rimoldi betont, friedliche Bürgerrechtler komme, sei er gezwungen, zur Selbstverteidigung ein Pfefferspray bei sich zu tragen. «Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass wir Opfer einer gewalttätigen Aktion der Grundrechtsgegner wurden. Die Polizei schritt anfangs nicht ein, obwohl sie den Auftrag hatte, uns zu schützen. Wir verurteilen die Gewalt scharf», sagt Rimoldi.