Mann (†49) stirbt in Jauchegrube in Trubschachen BE
Experte erklärt die Todesfalle Güllenloch

Die Arbeit auf dem Bauernhof am Güllenloch ist mit Gefahren verbunden. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Tückisch sind die Gase, die bei der Vergärung entstehen.
Publiziert: 23.04.2024 um 13:01 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2024 um 16:38 Uhr
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In der Jauchegrube werden die Ausscheidungen der Tiere aufgefangen. Im Bild ist eine solche gesicherte Grube zu sehen. (Symbolbild)
Foto: Zvg
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Denis MolnarJournalist

Der Alarm erreicht die Kantonspolizei Bern kurz nach 20 Uhr am Sonntagabend. Sofort rücken die Einsatzkräfte zum Bauernhof in Trubschachen aus und bergen zwei Männer aus einem Güllenloch, leisten umgehend Hilfe. Für einen 49-jährigen Schweizer kommt jedoch jede Hilfe zu spät, er verstirbt noch vor Ort. Der zweite Mann wird in kritischem Zustand in ein Spital gebracht. Was genau geschehen ist, muss noch geklärt werden.

Der neuste Vorfall aus Bern ist kein Einzelfall. Ende Juni 2023 sterben ein Vater (†61) und sein Sohn (†28) noch vor Ort in Hirzel im Kanton Zürich, nachdem sie in eine Jauchegrube gefallen sind. Das gleiche Schicksal ereilt im März 2022 zwei Brüder (†31 und †32) in Oberkirch LU.

Warum Güllenlöcher so gefährlich sind, erklärt Beat Burkhalter (61) von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL): «Bei der Jauche handelt es sich um lebendes Material, bei dessen Vergärung giftige Gase entstehen», sagt er. «In einer hohen Konzentration riecht man beispielsweise Amoniak. Andere Gase, wie unter anderem Schwefelwasserstoff oder Kohlenstoffdioxid, nimmt man hingegen über die Atemwege nicht wahr, bis es zu spät ist. Da reichen zwei, drei Atemzüge, dass man benommen oder dann eben auch ohnmächtig wird.» Dann bestehe die grosse Gefahr, dass man ins Loch hineinfalle und ertrinke.

Beat Burkhalter von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft.

«Man muss unbedingt für Frischluft sorgen»

Für den Experten ist klar, dass niemand ohne vorherige Planung etwas in einem solchen Güllenloch verloren hat. «Ich frage mich, was denn so wichtig gewesen sein kann, dass man am Sonntagabend noch unbedingt dort Arbeiten ausführen musste», so Burkhalter. «Ehrlich gesagt verstehe ich es nicht ganz.»

Vom BUL her gebe es klare Vorgehensweisen, wenn man in einem solchen Güllenloch arbeite. Dabei sichere einer oben denjenigen, der hinabsteige. «Man muss zudem zwingend aktiv für frische Luft sorgen. Beispielsweise indem man ein Gebläse einsetzt oder die Gase absaugt.» Was im vorliegenden Fall in Trubschachen geschehen ist, könne er nicht sagen. Jedoch hoffe man, für die Aufklärung noch irgendwann mit der verletzten Person sprechen zu können.

Burkhalter ist selbst viel für Kontrollen auf Schweizer Bauernhöfen unterwegs und sagt, dass von seiner Sicht aus die Landwirtschaft recht sicher unterwegs sei. «Es gibt viele gute Betriebe, die um die Arbeitssicherheit bemüht sind. Wenn etwas passiert, dann ist das oft mit Zeitdruck verbunden.» Auch, wenn sich die Bauern der Gefahren natürlich bewusst seien.

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