Der Sommer lockt die Schweizerinnen und Schweizer nach draussen. Viele nutzen die hohen Temperaturen, um sich in der Badi, im Fluss oder im See abzukühlen. Beim Sprung ins kalte Wasser lauern jedoch Gefahren. Am Wochenende ereigneten sich in der Schweiz mindestens vier schwere Badeunfällen – mit teils tödlichem Ausgang.
Am Sonntagabend stieg ein Bub (14) bei Altenrhein SG zum Baden in den Bodensee und tauchte nicht mehr auf. Er war mit seinem Vater auf einem Segelschiff unterwegs. Sofort leitete die Polizei eine umfangreiche Suche ein. Ohne Erfolg: Der Bub wird weiter vermisst. Eine weitere Suchaktion ist geplant.
Ebenfalls am Sonntag ereignete sich bei den Drei Weieren in St. Gallen ein weiteres Drama. Ein 36-jähriger Bulgare ertrank im Mannenweiher. Er konnte nach bisherigen Erkenntnissen schlecht schwimmen.
Opfer sind häufig junge Männer
Am Samstag verlor ein 20-jähriger Schweizer im Linthkanal bei Schänis SG sein Leben. Zuvor war er aus einem Gummiboot gefallen. Die Retter konnten ihn nur noch tot bergen. In einem Seebad in Tennwil AG geriet eine männliche Person am Samstag in medizinische Not. Der Mann musste mit der Rega ins Spital geflogen werden.
Warum ereignen sich in Seen und Flüssen immer wieder Tragödien, bei denen junge Menschen ums Leben kommen? Reto Abächerli (44), Geschäftsführer der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) erklärt, warum ein blosse Abkühlung zur tödlichen Falle werden kann.
Seen und Teiche
Junge Männer werden besonders häufig Opfer von tödlichen Badeunfällen in Seen. «Bei einem Sprung ins kalte Wasser mit überhitztem Körper kann es zu einer Stressreaktion kommen. Die Muskulatur verkrampft», erklärt Abächerli. Dies führe im schlimmsten Fall zu Herzversagen. Leide jemand an einer Vorerkrankung, steigt das Risiko von einer tödlichen Belastung für den Körper. Die genaue Todesursache bei Badeunfällen werde nicht immer erfasst. Jedoch könne oft gesagt werden, wie sich das Opfer vor dem Unfall verhalten hat. «Vor allem die Kombination aus riskantem Verhalten, Selbstüberschätzung und fehlendem Gefahrenbewusstsein kann tödlich enden.» Bei jungen Männern treffe diese Kombination am häufigsten zu.
Die Witterung spiele ebenfalls eine Rolle. Ist es windig, herrscht stärkerer Wellengang? So würden Vermisste bei Wind weniger schnell gefunden, da sie im Wasser schlechter sichtbar sind.
Flüsse
Böötlen auf Flüssen wird immer beliebter. Laut Abächerli sind Strömungen dabei die Gefahr Nummer eins. «Das Element der Strömung macht das Schwimmen anspruchsvoller. Es braucht mehr Energie, sich über Wasser zu halten als in stehenden Gewässern.» Deshalb gehören nur geübte Leute auf den Fluss. Hinzu kommt: Wer beim Böötlen Alkohol konsumiere, verfügt über eine langsamere Reaktionszeit und reagiere bei einem Hindernis unter Umständen nicht schnell genug. «Es ist wie beim Autofahren, man muss jederzeit eingreifen können.»
Freibäder
Unfälle in Freibädern kommen seltener vor, da es sich um einen anderen Gewässertyp handle. «Die Wasseroberfläche ist ruhiger, die Umgebung klar. Es ist ein Beckenrand vorhanden, nach dem gegriffen werden kann», führt Abächerli aus. Gefährlich wird es vor allem für Nichtschwimmer oder kleine Kinder. In der Schweiz existieren keine belastbaren Aussagen, ob die Zahl der erwachsenen Nichtschwimmer in letzter Zeit gestiegen ist.