Hier wird der Duro abtransportiert
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Kritik an Schweizer Armee nach tödlichem Schiess-Unfall
«Der Umgang mit dem Gewehr ist viel zu lasch»

Nach dem tödlichen Unfall in der Kaserne Bremgarten wird Kritik an der Schweizer Armee im Umgang mit Waffen laut. Ist die Kritik berechtigt? Das zeigt der Blick in die Statistik der Militärversicherung.
Publiziert: 24.04.2024 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2024 um 01:09 Uhr
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Justin M. (†22) starb am 23. April 2024. Seine Familie hat Blick erlaubt, das Bild des jungen Mannes unverpixelt zu zeigen.
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Sandra MeierJournalistin News

Tragödie in der Kaserne Bremgarten AG: Bei einer Übung der Nachschub-Rekrutenschule 45 löst sich in einem Militärfahrzeug ein Schuss aus einem Sturmgewehr. Soldat Justin M.* (†22) stirbt. Die Militärjustiz hat eine Untersuchung eingeleitet. Für ein ehemaliges Mitglied der Schweizer Armee ist aber klar: Menschliches Versagen steht als Unfallursache im Mittelpunkt.

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Online häuft sich nun Kritik. Der Vorfall mit der Waffe sei kein Einzelfall, so der Tenor. «Solche Sachen passieren laufend, ich staune, dass nicht öfter jemand stirbt oder verletzt wird», schreibt ein Nutzer auf Reddit. Ein anderer berichtet, dass sich während seiner Zeit als Sanitäter ein WK-Soldat selber versehentlich ins Bein geschossen habe. «In meiner überschaubaren Militärkarriere sind im näheren Umfeld zig Close-Calls (Beinaheunfälle, Anmerkung der Redaktion) passiert, leider auch ein fataler», schreibt ein weiterer. Und: «Es wird im Militär viel zu lasch umgegangen mit dem Gewehr.»

Weniger Unfälle als vor zehn Jahren

Auch Marc Baumann, Schiessinstruktor und Experte für persönliche Sicherheit, sieht ein Problem bei der Schweizer Armee: «Die Disziplin in der Sicherheitserziehung und Waffenhandhabung haben in den vergangenen Jahren klar nachgelassen», sagt er gegenüber «20 Minuten». Zudem habe die Konzentration in der Truppe abgenommen. 

Hat die Schweizer Armee ein Disziplinproblem im Umgang mit Waffen? Ein Blick in die Statistik der Militärversicherung zeigt: Unfälle mit Waffen haben in den vergangenen zehn Jahren nicht zugenommen. Wurden 2012 insgesamt 224 Waffenunfälle verzeichnet, waren es 2022 noch 102. Der grösste Teil der Unfälle führt zu Zahnschäden bei den Betroffenen. 2022 wurden 58 solcher Fälle verzeichnet. Unfälle, die akustische Traumata zur Folge hatten, passierten 26 Mal, andere Waffenunfälle 18 Mal. 

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Darunter fallen sämtliche Waffenunfälle, bei denen es nicht hauptsächlich zu Gehör- oder Zahnschäden gekommen ist, wie Suva-Mediensprecherin Simone Isermann auf Blick-Anfrage mitteilt. «Das sind in seltenen Fällen Schussverletzungen, häufiger aber Verletzungen aufgrund von Rückschlägen oder Prellungen.» Zudem zählen auch Unfälle durch Granatsplitter oder sonstige Explosionen zur Gruppe «andere Unfälle». Allerdings: Beinahe-Unfälle, wie User sie schildern, werden in der Statistik nicht aufgeführt. 

Bei Milizangehörigen der Armee kommt es häufiger zu Unfällen im Umgang mit der Waffe als bei beruflich Versicherten wie dem Berufsmilitär.

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