Kommts zur Konfrontation auf Friedhof?
Russische Botschaft warnt vor Absage von 9.-Mai-Siegesfeier in Basel

Am 9. Mai, dem sowjetischen Siegestag über Nazi-Deutschland, findet auch auf dem Basler Friedhof Hörnli jeweils eine Gedenkfeier statt. Dort liegen Sowjetsoldaten begraben. Findet die Siegesfeier auch morgen Montag statt? Davon geht die russische Botschaft aus.
Publiziert: 08.05.2022 um 03:02 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2022 um 10:10 Uhr
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Die russische Botschaft geht davon aus, dass Bund und Behörden auch dieses Jahr die 9.-Mai-Siegesfeier über Nazi-Deutschland erlauben.
Foto: Twitter @RusEmbSwiss

Blick berichtete: Jedes Jahr findet auf dem Friedhof in Riehen BS am 9. Mai eine Russen-Gedenkveranstaltung statt. Gefeiert wird der Sieg über Nazi-Deutschland. Lässt der Kanton die Veranstaltung auch zum Jahrestag morgen Montag zu? Dies wäre zu erwarten, wie die russische Botschaft in Bern in einer Erklärung schreibt. Unbeeindruckt von den Vorgängen in der Ukraine.

Auch der gegenwärtige, angeblich in Schweizer Medien vorherrschende «antirussische Rausch» ist nach Ansicht der Botschaft kein Grund, die «Feier zum Siegestag» über Nazi-Deutschland abzusagen: «Wir fordern die Behörden des Bundes und des Kantons Basel-Stadt auf», so die Erklärung, «die absurden Aufrufe einzelner Journalistinnen und Journalisten zu verurteilen, die im antirussischen Rausch jährliche Feier zum Siegestag auf dem Friedhof Hörnli absagen wollen.»

Regierung willigt ein

Die Basler Regierung hat inzwischen entschieden, dass die Feierlichkeiten stattfinden können – allerdings unter strengen Auflagen. Gegenüber der Basler Zeitung sagt Regierungssprecher Marco Greiner: «Es wird eine personell beschränkte, kleine Gruppe rund um den Botschafter anwesend sein.»

Wann die Feier abgehalten wird, werde nicht kommuniziert. Greiner sagt aber: «Es wird Sicherheitsvorkehrungen geben.» Auch wenn bis Freitag keinerlei Hinweise eingegangen seien, dass die Gedenkfeier von Dritten gestört werden könnte. Greiner ergänzt, dass die Basler Regierung am Anlass nicht teilnehmen werde.

Der Grund für die Feier auf dem Friedhof: Vier sowjetische Soldaten sind dort in einem Grab beigesetzt, das von der russischen Botschaft unterhalten wird. Im Verlauf der Jahre kamen 19 weitere Namen dazu – Sowjetkämpfer, die während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz starben.

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«Neutrale Schweiz» soll Feier nicht «canceln»

Die Botschaft verbittet sich Vorwürfe, dass es sich bei der Gedenkfeier auf dem Basler Friedhof Hörnli um eine «Propaganda-Veranstaltung», «Putin-Feier» oder «Russen-Sause» handelt. «Die Teilnehmer», heisst es, «tragen Porträts ihrer Eltern, Grossväter und Urgrossväter, die gekämpft haben.»

Dabei bezichtigt die Botschaft auch Schweizer der Nazi-Gefolgschaft und Kriegsverbrechen: «Bis zu 2000 Schweizer kämpften während des Zweiten Weltkriegs als Freiwillige in der Waffen-SS. Sie töteten nicht nur Bürger der Sowjetunion, sondern auch Bürger vieler europäischer Länder.»

Kommt es zum Aufmarsch – auch von Kriegsbefürwortern? Die Botschaft jedenfalls scheint laut der am frühen Sonntag erlassenen Erklärung davon auszugehen, dass sich Russen morgen Montag auf dem Friedhof versammeln werden: «Wir halten es für unangebracht und lästerlich, durch Beleidigungen und imaginäre falsche Vorwürfe zu versuchen, das Gedenken an Sowjetbürger, die im Zweiten Weltkrieg gegen Nazismus und Faschismus siegten, in der neutralen Schweiz zu ‹canceln›.» (kes/gf)

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