Das zeigen Auswertungen von Satellitenbildern, von denen Forschende der Universitäten Basel und Lausanne am Donnerstag im Fachmagazin «Science» berichten.
Üppige Pflanzenwelt im Alpenraum
Die Temperaturen im Alpenraum steigen etwa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf die alpinen Ökosysteme. Während Schnee und Eis schwinden, wird die Pflanzenwelt immer üppiger. Denn mit wärmeren Temperaturen wachsen die meisten Pflanzen besser und können neue Gebiete besiedeln. Zudem wandern Arten aus tieferen Lagen nach oben, wo die Bedingungen für sie günstig werden.
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Negative Auswirkungen überwiegen
Das Resultat ist aus dem Weltraum zu beobachten: Zwischen den Jahren 1984 bis 2021 hat das Pflanzenwachstum im Alpenraum auf 77 Prozent der Fläche oberhalb der Baumgrenze zugenommen. Dieses Ausmass sei «wirklich enorm», sagte Erstautorin Sabine Rumpf von der Universität Basel gemäss einer Mitteilung der Hochschule. Die stärkste Zunahme liess sich an Orten feststellen, in denen die gemittelte Jahrestemperatur etwa ein halbes Grad beträgt. Umgerechnet entspricht dies etwa einer Höhe von 2300 Metern.
Wie die Forschenden in ihrer Studie schreiben, könne die Begrünung des Alpenraums zwar der Klimaerwärmung entgegen spielen, da mehr Pflanzen auch mehr Kohlenstoff binden können. Nur: Die negativen Auswirkungen der Erwärmung des Alpenraums liessen sich damit langfristig nicht aufwiegen.
Grund hierfür ist der Rückkopplungseffekt zwischen Begrünung und Schneerückgang. Weil Pflanzen dunkler sind als Schnee, reflektieren sie weniger Sonnenlicht zurück ins Weltall und speichern somit mehr Wärme. Je grüner die Alpen also werden, desto mehr Schwinden wiederum auch die Schneeflächen - ein Teufelskreis.
Gletscher schmelzen weiter
Schon heute schmelzen auf neun Prozent der untersuchten Flächen die Schneefelder weg, wo er vor vierzig Jahren noch ganzjährig liegen blieb. Die stärksten Veränderungen beobachteten die Forschenden in Regionen mit Durchschnittstemperaturen von minus fünf Grad, also etwa auf rund 3000 Metern.
Die fortschreitende Erhitzung führt dazu, dass Gletscher weiter schmelzen und Permafrostböden verstärkt auftauen. Als Folge könnten sich mehr Steinschläge und Erdrutsche in den Gebirgsregionen ereignen.
Wenn im Sommer der Schnee weniger lang liegen bleibe, habe das zudem auch Auswirkungen auf den Wasserkreislauf, sagte Rumpf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Wenn dieser natürliche Wasserspeicher wegbreche, gerieten nicht nur Ökosysteme in regenarmen Zeiten unter Druck. Dies schlage sich auch auf die Trinkwasserversorgung der Bergregionen nieder.
www.science.org/doi/10.1126/science.abn6697
(SDA)
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