Klima-Kleber Max Voegtli (30) zurück aus Mexiko
Per Flugzeug direkt zum Prozess

Er ist der bekannteste Klima-Kleber der Schweiz, seit er am Flughafen Zürich vor einem Mexiko-Trip fotografiert wurde: Max Voegtli (30). Am Dienstag muss er sich für zwei Klebe-Aktionen vor dem Richter verantworten. Gegenüber Blick nimmt er Stellung.
Publiziert: 28.08.2023 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2023 um 08:52 Uhr
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Dieses Bild machte den Klima-Kleber schweizweit bekannt: Max Voegtli (30) am Flughafen Zürich.
Foto: Leserreporter
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Michael SahliReporter News

Max Voegtli (30) hat einen turbulenten Flug hinter sich. «Dieses Geschüttel! Ich bin froh, werde ich jetzt sehr, sehr lange keinen Flieger mehr besteigen», sagt der Klima-Kleber nach der Landung in London am Telefon zu Blick. Dabei muss er schmunzeln. Von London geht es für den Basler mit dem Zug weiter in die Schweiz.

Der «Renovate Switzerland»-Aktivist ist gerade auf der Rückreise von einem Mexiko-Trip, der ihm auch politisch einige Turbulenzen eingebrockt hat: Voegtli wurde vor dem Abflug am Flughafen Zürich fotografiert. Und musste sich als Globetrotter unter den Klima-Klebern den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen. Die Rückkehr verläuft nicht viel harmonischer: Kaum zurück in der Heimat, landet er am Dienstag vor dem Zürcher Bezirksgericht.

Grund: Er blockierte im Oktober 2022 den Verkehr und klebte sich einen Monat zuvor an einem Kunstwerk in Zürich fest. Dafür kassierte er einen Strafbefehl: Die Staatsanwaltschaft verurteilte ihn zu einer bedingten Geldstrafe und brummte ihm die Verfahrenskosten von 1500 Franken auf. Doch dagegen wehrt sich Voegtli.

Verkehrsblockade und Kunsthaus-Kleberei

Zum Zeitpunkt des Telefonats mit Blick befindet sich Voegtli noch in Grossbritannien. «Ich akzeptiere, was ich gemacht habe und trage die Konsequenzen», sagt er zum Gerichtstermin. Aber: «Ich sehe das im Kontext mit dem Klima-Notstand. Und ich bin nicht einverstanden, dass ich für einen demokratischen Protest einen Strafbefehl bekomme.»

Der erste Vorwurf lautet auf Nötigung. Voegtli hat sich mit sechs Mitstreitern auf den Zürcher Utoquai gesetzt, einige davon klebten sich auf der Fahrbahn fest. Resultat: Die Kleber blockierten 35 Minuten lang den Verkehr.

Beim zweiten Punkt geht es um einen Sachschaden von 2100 Franken, den Voegtli mit einem Mitaktivisten im Zürcher Kunsthaus angerichtet hat. Das Kleber-Duo hat die Hände am Rahmen des Gemäldes «Alpweiden» von Giovanni Segantini festgeklebt, wodurch der Schaden entstand.

Das Interesse am Verfahren sei gross, heisst es beim Zürcher Bezirksgericht. Das dürfte weniger an den beiden Aktionen liegen, um die sich die Verhandlung dreht. Sondern eben am Reiseverhalten des Beschuldigten.

«Was ich getan habe, habe ich getan»

«Lieber ein Heuchler als untätig», fasste er seine Position dazu gegenüber dem «Tages-Anzeiger» zusammen. Im Gespräch mit Blick führt er aus: «Es gibt nicht nur schwarz und weiss. Nicht nur Veganer und Menschen, die auf alles verzichten, dürfen für das Klima kämpfen.»

Das Flughafen-Foto führte teils zu heftigen Angriffen. «Ich kann damit leben», meint Voegtli dazu. Auch wenn er die Heftigkeit der Reaktionen unterschätzt habe. «Was ich getan habe, habe ich getan. Es beeinflusst nicht, wie richtig oder falsch unsere Forderung an die Regierung ist.» Und: Die Verantwortung liege darin, sich für die Klimabewegung zu engagieren.

Auf die Protestform der Strassen-Kleberei werde man entgegen anderslautenden Medienberichten auch in Zukunft nicht verzichten, erzählt er weiter. «Auf diese Art und Weise wird schlicht am meisten Aufmerksamkeit generiert», erklärt der Aktivist. Aufmerksamkeit als oberstes Ziel: So gesehen waren die Mexiko-Ferien die bisher erfolgreichste Aktion des Klima-Klebers.

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