In der Schweiz ist es normal, dass sauberes und frisches Wasser direkt aus dem Hahn kommt. Einfach ein Glas darunter halten und trinken. Nicht so aktuell in St. Niklaus im Kanton Wallis.
In den 150 Haushalten darf seit dieser Woche das Wasser nicht mehr getrunken werden. Der Motor der Wasserpumpe ist kaputt und muss ausgewechselt werden.
Aufgrund dieser Störung wird das Dorf nun über eine andere Pumpe versorgt. Nur: Wegen einer Überschreitung des Arsen-Grenzwertes darf das Wasser nicht genutzt werden, wie der «Walliser Bote» berichtet.
«Ich war schon ein wenig überrumpelt, als man mich am Mittwoch über die Situation informierte, sagt der Gemeindepräsident von St. Niklaus, Michael Kalbermatter (29), zu Blick.
Bewohner müssen Trinkwasser im Geschäft holen
Nach gerade einmal drei Wochen im Amt wurde er diese Woche ins kalte Wasser geworfen. «Ich versuche, ruhig zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen». Ausserdem geniesse er die volle Unterstützung des Gemeinderats.
Die Bevölkerung habe man einen Tag später per Flyer informiert, so Kalbermatter. Es ist nicht verwunderlich, dass die Neuigkeit im Dorf nicht gut aufgenommen wurde. «Es herrscht ein Unmut in der Bevölkerung», ist sich auch der Gemeindepräsident bewusst. Doch ganz auf Trinkwasser verzichten müssen die Bewohner trotzdem nicht.
Denn der Gemeinderat hat innert kürzester Zeit eine Mobilisierungskampagne gestartet. «Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen aktuell auf Kosten der Gemeinde im örtlichen Lebensmittelgeschäft Trinkwasser beziehen», so Kalbermatter.
«Wir können seit zwei Tagen abends nicht mehr duschen»
Dennoch ist der Frust gross. «Nach aktuellem Wissensstand gilt die Massnahme noch bis zum 27. Juli.» Dann soll der neue Motor für die Wasserpumpe geliefert werden. Das heisst, dass die Bewohnerinnen und Bewohner auch noch nächste Woche auf Trinkwasser aus dem Hahn verzichten müssen.
Zwar sind abwaschen und duschen nach wie vor erlaubt, doch auch hier funktioniert nicht alles reibungslos. «Wir können seit zwei Tagen abends nicht mehr duschen, weil gar kein Wasser aus dem Duschhahn fliesst», sagt ein Bewohner zum «Walliser Boten». Laut Kalbermatter sind bisher drei Haushalte davon betroffen. «Im Vergleich zu den insgesamt 150 Haushalten ist dies nur ein kleiner Teil.»
«Investitionen werden kommen»
Eigentlich hätte es aber gar nicht so weit kommen müssen. Denn 2017 erarbeitete der Gemeinderat ein Bauprojekt für ein neues Wasserreservoir, das die Probleme der Trinkwasserversorgung in der Region über Jahre gelöst hätte. Wegen der hohen Kosten von drei Millionen Franken wurde der Plan aber erstmal verworfen. Nun rächt sich dieser Entscheid.
Aufgrund der aktuellen Situation will der Gemeinderat das Projekt nochmals studieren. Ob es dann tatsächlich realisiert wird, müsse zuerst noch beraten werden. Denn mit Einnahmen von 600'000 Franken, die die Gemeinde jährlich mit der Wasserversorgung einnimmt, wäre das Projekt nur schwer zu stemmen.
«Es steht aber ausser Frage, dass bezüglich der Trinkwasserversorgung Investitionen getätigt werden müssen», so Kalbermatter zu Blick. Man werde diese im Budget 2023 berücksichtigen. Was man jetzt aber auf keinen Fall wolle, sei überstürzt zu handeln. «Wir werden das Problem sorgfältig analysieren.» (ced)
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