Im Frühjahr zeigte eine betagte Person Erkältungssymptome. Bald waren weitere Bewohner und Mitarbeitende ihres Aargauer Altersheims infiziert. Das Coronavirus hatte zugeschlagen.
Im Heim fehlte es an allen Ecken und Enden: Das Schutzmaterial war knapp, es gab keinen Zugang zu Tests und über die Krankheit war noch wenig bekannt. Zudem meldeten sich einige Hausärzte einfach ab. Älteren Medizinern war das Risiko zu gross, sich selbst zu infizieren – sie weigerten sich schlichtweg, die Kranken zu behandeln.
«Wir waren auf uns allein gestellt»
Das Altersheim suchte Unterstützung beim Aargauer kantonsärztlichen Dienst – vergeblich. «Wir waren auf uns allein gestellt», so eine Vertretung des Heims, die nicht namentlich genannt werden möchte.
Auf die erste Welle folgte die zweite. Und diesmal sind mehr Pflegeheime von Corona-Fällen betroffen als im Frühling – so auch im Aargau. In den letzten zehn Tagen wurden gemäss kantonalen Erhebungen 83 Bewohnerinnen und Bewohner in 16 Institutionen positiv getestet.
Seit dem Frühjahr hat sich jedoch die Situation verbessert, was die unmittelbare medizinische Versorgung betrifft. Der Aargauer Spital- und Heimverband Vaka hat keine Kenntnis von Problemen in der Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und Hausärzten. Das bestätigen Pflegeheime mit Corona-Fällen gegenüber SonntagsBlick.
Menschen in Altersheimen leiden besonders
Nicht alle Probleme wurden behoben
Auch ist heute genügend Schutzmaterial vorhanden. Andere Probleme sind mit den steigenden Fallzahlen aber zurückgekehrt. So stösst das Contact Tracing an seine Grenzen. Die Mitarbeiterin eines Pflegeheims berichtet, man habe bei einem Corona-Fall mehrere Tage auf den Rückruf des Gesundheitsdepartements warten müssen. Bis dahin musste das Heim sich selbst behelfen.
Daniel Suter ist bei Vaka für den Bereich Pflege verantwortlich. Ihm ist die Kritik der Heime bekannt: «Wir stehen in Kontakt mit dem Gesundheitsdepartement, um gemeinsam Lösungen zu finden.»
Das Gesundheitsdepartement teilt auf Anfrage nur mit: «Seit dem ersten Oktober hat das Contact Tracing Center in mindestens 33 Fällen von Infektionsausbrüchen in Alters- und Pflegeheimen sowie sozialen Institutionen entsprechende Abklärungen vorgenommen.»