Kantone erneut am Anschlag
Altersheime sind auf sich gestellt

Im Frühling waren weder Bund, Kantone noch Institutionen gegen das Coronavirus gewappnet. Trotz monatelanger Erfahrung, kehren die Probleme des Frühlings mit der zweiten Welle zurück.
Publiziert: 22.11.2020 um 01:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2020 um 13:41 Uhr
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Im Frühjahr steckte sich in einem Aargauer Altersheim eine betagte Person mit dem Coronavirus an. (Symbolbild)
Foto: imago images/Eibner Europa
Milena Stadelmann

Im Frühjahr zeigte eine betagte Person Erkältungssymptome. Bald waren weitere Bewohner und Mitarbeitende ihres Aargauer Altersheims ­infiziert. Das Corona­virus hatte zugeschlagen.

Im Heim fehlte es an ­allen Ecken und Enden: Das Schutzmaterial war knapp, es gab keinen ­Zugang zu Tests und über die Krankheit war noch wenig bekannt. Zudem meldeten sich einige Hausärzte einfach ab. Älteren Medizinern war das Risiko zu gross, sich selbst zu infizieren – sie weigerten sich schlichtweg, die Kranken zu ­behandeln.

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«Wir waren auf uns allein gestellt»

Das Altersheim suchte Unterstützung beim Aargauer kantonsärztlichen Dienst – vergeblich. «Wir waren auf uns allein gestellt», so eine Vertretung des Heims, die nicht namentlich genannt werden möchte.

Auf die erste Welle folgte die zweite. Und diesmal sind mehr Pflegeheime von Corona-Fällen betroffen als im Frühling – so auch im Aargau. In den letzten zehn Tagen wurden gemäss kantonalen Erhebungen 83 Bewohnerinnen und Bewohner in 16 Institutionen positiv getestet.

Seit dem Frühjahr hat sich jedoch die Situation verbessert, was die un­mittelbare medizinische Versorgung betrifft. Der Aargauer Spital- und Heimverband Vaka hat keine Kenntnis von Pro­blemen in der Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und Hausärzten. Das bestätigen Pflegeheime mit Corona-Fällen gegenüber SonntagsBlick.

Nicht alle Probleme wurden behoben

Auch ist heute ge­nügend Schutzmaterial vorhanden. Andere Probleme sind mit den steigenden Fallzahlen aber ­zurückgekehrt. So stösst das Contact Tracing an ­seine Grenzen. Die Mitarbeiterin ­eines Pflegeheims berichtet, man habe bei ­einem Corona-Fall meh­rere Tage auf den Rückruf des Gesundheitsdepartements warten müssen. Bis dahin musste das Heim sich selbst behelfen.

Daniel Suter ist bei Vaka für den Bereich Pflege verantwortlich. Ihm ist die Kritik der Heime bekannt: «Wir stehen in Kontakt mit dem Gesundheitsdepartement, um gemeinsam Lösungen zu finden.»

Das Gesundheitsdepartement teilt auf Anfrage nur mit: «Seit dem ersten Oktober hat das Contact Tracing Center in mindestens 33 Fällen von Infek­tionsausbrüchen in Alters- und Pflegeheimen sowie sozialen Institutionen entsprechende Abklärungen vorgenommen.»

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