Wer nicht zwingend in ein Heim ziehen muss, tut dies im Moment nicht. Wegen der Corona-Pandemie verschieben viele Senioren geplante Heimeintritte auf unbestimmte Zeit. Zu viel Schlimmes haben sie aus den Heimen gehört, und niemand will sich im Falle einer zweiten Welle monatelang wegsperren lassen.
Das Zögern der Betagten und Angehörigen ist absolut verständlich. Auch wenn die Alters- und Pflegeheime mit Schutzkonzepten nachgerüstet haben, auch wenn sie inzwischen über ausreichend Schutzmaterial verfügen, auch wenn das Wissen über Corona grösser ist als vor ein paar Monaten – niemand kann ausschliessen, dass so dramatische Massnahmen wie das Besuchsverbot zurückkehren.
Was damals mit den besten Absichten zum Schutz der besonders Gefährdeten eingeführt wurde, sorgte für viel Leid. Die soziale Isolation war für viele Betagte verheerend.
Die Heime müssen jetzt zeigen, dass sie aus der ersten Welle gelernt haben. Doch liessen sich nicht alle Probleme auf die Schnelle beheben. Die Personaldecke der Heime bleibt dünn. Schnell einmal mangelt es an Mitarbeitern, wenn die Schulen wieder schliessen oder das Pflegepersonal wegen Quarantäne zu Hause bleiben muss. Ob ein Impfobligatorium fürs Pflegepersonal mehr Sicherheit bringen wird, wie dies Bundesrat Alain Berset vorschwebt, ist noch höchst unklar.
Wenn möglich bleiben Betagte im Zweifelsfall also besser zu Hause und setzen auf Spitex oder Essenslieferdienste. Und auf eine der ältesten Stützen überhaupt: die eigene Familie.