«Wenn ich mitmache, lassen sie mich auch in Ruhe»
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João C. (19) war ein Mobber:«Wenn ich mitmache, lassen sie mich auch in Ruhe»

João C. (19) schikanierte in der Schule Behinderte und Schwächere
«Ich war ein Mobber – und es tut mir nicht leid»

Der 19-jährige Bündner João C. spricht offen über seine Taten als Mobber während der Schulzeit. «Vielleicht fiel mir das Mobbing leichter, weil ich nie Schuldgefühle empfunden habe», sagt er rückblickend.
Publiziert: 25.10.2021 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2021 um 08:13 Uhr
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João C. aus dem Kanton Graubünden spricht offen über seine Zeit als Mobber während der Schulzeit. «Vielleicht fiel mir das Mobbing leichter, weil ich nie Schuldgefühle empfunden habe», sagt er rückblickend.
Foto: Nathalie Taiana
Nicolas Lurati

Auch der Bündner João C.* (19) war wie Marco Ribeiro (18) Mobbingopfer. C. sagt klar: «Ich bin Ausländer, Portugiese. Deswegen wurde ich zu Beginn der Schulzeit gemobbt.»

Doch dann habe sich das Blatt gewendet. «Irgendwann hab ich selber damit angefangen, mitzumachen und zu Mobbing anzustiften. Ich wurde vom Opfer zum Täter. Vom Gemobbten zum Mobber. Ich dachte mir, wenn ich mitmache, lassen sie mich in Ruhe.»

«Wir waren immer in einer Gruppe. Oder zu zweit gegen einen»

Schwächere Mitschüler seien dann verbal gedemütigt worden. Eines seiner Opfer habe eine Behinderung gehabt, erzählt C. «Wir sagten ihm, er sei behindert. Man hat es ihm angemerkt und angesehen. Er war körperlich und geistig behindert.» Allgemein habe es unter den Opfern auch andere Schwächere gehabt, sagt João C. «Wir waren immer in einer Gruppe. Oder zu zweit gegen einen.»

Einmal hätten er und seine Gruppe ein Opfer in einem Bus durch den gesamten Gang geworfen. «Er flog von hinten fast bis ganz nach vorn. Wir waren zu viert gegen einen.»

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Jetzt mobbe er nicht mehr, sagt João C.

Als er zum letzten Mal jemanden gemobbt habe, sei er noch in der Oberstufe gewesen, sagt der Bündner. «Da war ich 16 Jahre alt.» Jetzt mobbe er nicht mehr. Auch, weil es für ihn nun Konsequenzen haben könnte. «Jetzt bin ich ja volljährig», sagt er.

Trotzdem empfindet João C. bis heute keine Reue für seine Taten und Aussagen. «Vielleicht fiel mir das Mobbing leichter, weil ich nie Schuldgefühle empfunden habe. Ich war ein Mobber – und es tut mir nicht leid.» Auch wäre er nicht bereit, sich bei seinen Opfern für das Mobbing zu entschuldigen.

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«Es bringt dich nicht weiter, wenn du mobbst»

Dass Mobbing schlimme Folgen haben kann, dessen ist sich João C. eigentlich bewusst. Dies sowohl auf der Seite der Täter als auch auf Opferseite, wie er betont. «Und ich weiss jetzt, dass man durch Mobbing in den Selbstmord getrieben werden kann.»

Mit Mobben aufgehört hat João C. aber erst, als er eingesehen hat, dass ihm das selber keine Vorteile bringt. «Es bringt dich nicht weiter, wenn du mobbst. Mir gab es auch kein Gefühl von Stärke.»

* Name geändert

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