In den meisten Kantonen gehen die Sommerferien spätestens diesen Montag zu Ende, und manche Schülerinnen und Schüler fürchten sich vor der Rückkehr auf den Pausenplatz. Zwischen sieben und elf Prozent der Jugendlichen gaben in einer Pisa-Studie aus dem Jahr 2018 an, dass sie gemobbt wurden – mehr als in jedem anderen europäischen Land.
Wir möchten Betroffenen eine Stimme geben und haben deshalb unsere Leserinnen und Leser gefragt, ob sie in der Schule psychische Gewalt erlebt haben – und wie sie damit umgegangen sind.
Depressionen und Suizidgedanken
Die Mehrheit unserer Community weiss genau, wie sich Mobbing anfühlt. «Für mich war das richtig schlimm», sagen 65 Prozent in unserem Voting. 19 Prozent geben an, dass auch sie ab und zu gelitten haben, das aber gut wegstecken konnten. Nur 16 Prozent waren nie selbst betroffen.
Genauso interessant sind die Ergebnisse unserer zweiten Umfrage. Darin baten wir unsere Leserinnen und Leser, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren: «Hast du selbst schon einmal jemanden gemobbt?» 19 Prozent geben rückblickend zu, dass sie Täter waren. Andere haben ab und zu mitgemacht, hielten sich aber meistens zurück. Etwas mehr als die Hälfte gibt an, ein reines Gewissen zu haben.
«Ich hatte nie Freunde – auch heute nicht»
Über 100 persönliche Schicksale zum Thema Mobbing gingen bei uns ein. Herzzerreissend ist etwa die Geschichte einer anonymen Leserin, deren Sohn schon seit Jahren gemobbt wird. «Als er sieben war, sagte er mir, er möchte nicht mehr leben», schreibt sie. Und obwohl sie ihn mittlerweile an eine andere Schule schickt, plagen ihn die früheren Klassenkameraden noch heute. «Kürzlich fragte er mich: ‹Mama, warum bin ich so scheisse?› Das bricht mir das Herz.»
Bei vielen bleiben die Narben ein Leben lang: «Ich hatte nie Freunde – auch heute nicht. Dafür leide ich unter Depressionen und Angstzuständen», schreibt ein Betroffener. «Meine Mitschüler haben mein Leben zerstört und die Lehrer nie geholfen.»
«Kontaktiert die Schule – egal, wie oft»
Dass Lehrerinnen und Lehrer trotz Präventionsprogrammen mit der Situation überfordert sind, kommt immer wieder vor. Manche aus unserer Community berichten, die Aufsichtspersonen hätten weggeschaut – oder teilweise selbst beim Mobbing mitgemacht. Eltern können zwar eingreifen, fühlen sich aber ebenfalls oft machtlos.
Trotzdem lohnt sich das Gespräch. So schickte uns etwa ein Vater Tipps, wie er damit umging, als seine Kinder gemobbt wurden: «Zeichnet alles auf, kontaktiert die Klassenlehrer oder die Schulleitung schriftlich – egal, wie oft. Nennt Zeugen und lasst euch vom Hausarzt an einen Psychologen weiterleiten.» Bei seiner Tochter habe das geholfen.
Bei manchen gibts ein Happy End
Auch wenn die psychische Gewalt ernsthafte gesundheitliche Folgen haben kann, erzählen manche Leserinnen und Leser, dass sie gestärkt aus einer schlimmen Schulzeit hervorgegangen sind: «Durch das Mobbing bin ich ein sehr selbständiger Mensch geworden», schreibt Leserin Alexandra. «Ich würde mich nie wieder so behandeln lassen.»
Ein anderes Mobbingopfer spricht allen Betroffenen Mut zu: «Ich bin gut genug, so, wie ich bin», weiss sie heute. «Und das ist übrigens jede Person auf dieser schönen Welt!»
Weitere Geschichten zum Thema Mobbing liest du oben in der Galerie.
Mehr zum Thema Mobbing
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
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