Ivan Miric (33) ist immer noch sauer, als er in seiner neuen Wohnung in Schaffhausen auf die Papiere vor sich blickt. Rechnungen und Offerte, fein säuberlich ausgelegt. Sie dokumentieren, wie er beim Zügeln abgezockt wurde.
Bereits seit Monaten steht fest, dass Miric im März von Dietikon ZH nach Schaffhausen zügeln will. «Ich habe mich riesig auf den Umzug gefreut», sagt der Ladeninhaber zu Blick. Ein Bekannter macht ihn auf die Firma Top Umzüge aufmerksam. Die Firma macht ihm ein verlockendes Angebot, bietet 20 Prozent Rabatt auf den regulären Preis.
Acht Stunden für 3,5 Zimmer
Miric will sich weiter beraten lassen. Kurz darauf erhält er von einem Mitarbeiter Besuch. «Meine Möbel sind relativ teuer. Daher habe ich dem Mitarbeiter gesagt, dass diese gut eingepackt werden müssen.»
Der Mitarbeiter beteuert: Alles kein Problem. Er stellt Miric eine Offerte aus. Veranschlagt werden für den Umzug maximal 1600 Franken. Zudem lässt Miric seine Möbel einen Monat einlagern. Kostenpunkt dafür: 250 Franken. «Für mich war das keine Diskussion», sagt Miric. Er engagiert die Zügelfirma.
Im Rapport stehen plötzlich 2750 Franken
Dann aber beginnen die Probleme. Für die Räumung der 3,5-Zimmer-Wohnung brauchen die vier Mitarbeiter acht Stunden – viel zu lange, ist Miric überzeugt. Viel schlimmer aber: «Bei der Räumung wurden meine Möbel beschädigt.» Miric zeigt Blick einen Glasschrank. An mehreren Ecken ist das Glas beschädigt und zerbrochen.
Am Ende des Tages hält ihm einer der Arbeiter einen Rapport hin. Miric unterschreibt, ohne genau hinzuschauen. «Als ich mir das Dokument in Ruhe ansah, traf mich fast der Schlag.» 2750 Franken verrechnet der Arbeiter für den Umzug. «Absoluter Wucher», sagt Miric. Doch damit nicht genug. In der Schlussabrechnung verlangt Top Umzüge sogar 3050 Franken – fast doppelt so viel wie ursprünglich berechnet.
Abzocke mit System
Miric fragt bei der Firma nach. Die Firma rechtfertigt sich, der Aufwand sei deutlich höher als geplant gewesen. «Das ist ein Witz», sagt Miric genervt. «Schliesslich hat Top Umzüge die Wohnung sogar im Voraus besichtigt.» Der selbständige Ladenbesitzer will die Rechnung anfechten. Doch Top Umzüge macht Druck: «Mir wurde gesagt, wenn ich die Rechnung nicht bezahle, werden meine Möbel verkauft.» Der Ladeninhaber knickt ein, überweist die 3050 Franken.
Als Blick bei Top Umzüge den Grund für die deutlich höheren Kosten erfahren will, nimmt ein Mitarbeiter das Telefon ab. Der Inhaber sei nicht erreichbar, er könne auch keine Auskunft geben. Manchmal komme es aber vor, dass eine Rechnung höher sei.
Inhaber nicht erreichbar
Für Ivan Miric ist klar: «Ich wurde von Top Umzüge abgezockt. Die Firma lockt die Kunden mit niedrigen Preisen an und erhöht diese dann immer weiter.» Der Inhaber war für Blick für eine Stellungnahme trotz mehrmaliger Versuche nicht erreichbar.
Nächstes Mal hole er möglichst verbindliche Angebote ein, sagt Miric. Der eigentlich freudig erwartete Umzug ist für Ivan Miric zu einem teuren Albtraum geworden.
Immer wieder greifen Zügelfirmen tief in die Trickkiste, um den Preis in die Höhe zu treiben. Expertin Jelena Moncilli von Immoscout24 sagt, häufig würden erst günstige Angebote erstellt. «Am Zügeltag wird die Notsituation ausgenutzt, um einen Mehraufwand in Rechnung zu stellen oder direkt in Bar zu verrechnen.» Schützen könne man sich unter anderem mit einer Zügelgut-Liste, auf der sämtliche Gegenstände verzeichnet sind. Auf Basis dieser Liste könne man dann eine Offerte mit einer Leistungsübersicht erstellen lassen.
Ausserdem lohnt sich etwa ein Blick ins Handelsregister: Ist das Zügelunternehmen als Transportfirma eingetragen? Auch gilt es darauf zu achten, dass der Umzug versichert ist und das Sicherungsmaterial Teil der Offerte ist. «Besteht die Zügelfirma auf Vorauszahlung oder Barzahlung, gilt es, hellhörig zu werden», sagt Moncilli.
Bei grossen Preisdifferenzen empfiehlt Moncilli, Kontakt mit der Zügelfirma aufzunehmen. Bei einem Streitfall lohnt es sich, rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
Immer wieder greifen Zügelfirmen tief in die Trickkiste, um den Preis in die Höhe zu treiben. Expertin Jelena Moncilli von Immoscout24 sagt, häufig würden erst günstige Angebote erstellt. «Am Zügeltag wird die Notsituation ausgenutzt, um einen Mehraufwand in Rechnung zu stellen oder direkt in Bar zu verrechnen.» Schützen könne man sich unter anderem mit einer Zügelgut-Liste, auf der sämtliche Gegenstände verzeichnet sind. Auf Basis dieser Liste könne man dann eine Offerte mit einer Leistungsübersicht erstellen lassen.
Ausserdem lohnt sich etwa ein Blick ins Handelsregister: Ist das Zügelunternehmen als Transportfirma eingetragen? Auch gilt es darauf zu achten, dass der Umzug versichert ist und das Sicherungsmaterial Teil der Offerte ist. «Besteht die Zügelfirma auf Vorauszahlung oder Barzahlung, gilt es, hellhörig zu werden», sagt Moncilli.
Bei grossen Preisdifferenzen empfiehlt Moncilli, Kontakt mit der Zügelfirma aufzunehmen. Bei einem Streitfall lohnt es sich, rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.