Internet-Urgestein Zeki Bulgurcu erfüllt sich mit Restaurant langjährigen Traum
«Federer muss sich auch nicht mehr beweisen»

Zeki (34) ist der alte Hase des Deutschschweizer Internets. Er wurde mit Memes und Sketchen zum Star – und lebt heute von Werbedeals. Jetzt hat der umstrittene Comedian in Zürich sein eigenes Restaurant eröffnet.
Publiziert: 26.05.2024 um 10:05 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2024 um 10:07 Uhr
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Zeki Bulgurcu wurde mit Swissmeme zum Deutschschweizer Starinfluencer.
Foto: STEFAN BOHRER

Zum Termin in seinem Restaurant kommt Zeki Bulgurcu zehn Minuten zu spät. «Sorry, ich hatte noch ein Gespräch mit einer anderen Zeitung», sagt er, den Blick auf seinem Handy. Das Gerät ist wohl oder übel Lebensmittelpunkt des 34-Jährigen.

Zeki – den meisten ist er nur mit Vornamen bekannt – polarisiert, nervt, unterhält. Je nachdem, wen man gerade fragt. Eins ist sicher: Kaum ein Influencer hat die Deutschschweizer Internetszene mehr geprägt. Zeki war die erste Schweizer Internetpersönlichkeit, die eigene Produkte auf den Markt brachte. Etwa die Zeki-Sucuk – eine türkische Knoblauchwurst – oder einen Energydrink. Genauso, wie es die grossen Influencer tun.

Früher räumte er im Coop noch Regale ein

An seiner Stellung rütteln auch Neo-Phänomene wie etwa Döner-Rezensent Steve Merson (31) oder Foodblogger Noah Bachofen (29) nicht. Sie waren an der Eröffnung von Zekisworld in Zürich-Oerlikon. «Ich habe sie nicht bezahlt, sondern einfach eingeladen», sagt Zeki. Wenn der Grossvater ruft, kommt der Nachwuchs.

Elf Jahre. So lange übt sich Zeki bereits als Humorist. Mit 23 begann der Detailhandelsfachmann, schweizerdeutsche Memes zu erstellen. Damals als Nebenbeschäftigung. Hauptsächlich räumte er im Coop-Regale ein.

Als Internet-Opa sieht er sich nicht. Obwohl er am Ende des Gesprächs darum bittet, im Artikel doch 25 statt 34 genannt zu werden – im Tausch für einen Kebab und eine Limonade. Zeki, der Comedian.

Das Restaurant sei schon immer sein Traum gewesen. Jetzt hat er ihn erreicht. «Die Gastronomie bleibt wahrscheinlich mein letzter Business-Move», sagt er. Er sei glücklich mit dem, was er habe. Zumindest, solange es wachse.

Der 34-Jährige mischt sich gerne unter seine Fans.
Foto: STEFAN BOHRER

Vermutlich werden weitere Restaurants folgen. Bereits kurz nach 11 Uhr reihen sich die Kundinnen und Kunden in eine Schlange, die sich durch die Gänge des Neumarkts Oerlikon staut – vorbei an Migros und McDonald's. Sobald Zeki sich zur Menge begibt, wird er nach Selfies gefragt. Zeki, der Umgarnte.

Er posiert mit einem markanten, breiten Lachen, bei dem beinahe alle Zähne hervorblitzen. Mittlerweile stecken sie etwas gerader im Mund als noch in den Jugendjahren. Dank durchsichtiger Zahnspange, die er für das Gespräch in ein schwarzes Etui verstaut. Es ist das Persönlichste, was er preisgeben will.

Geliebt werden. Das will Zeki. «Ich bin doch so lieb.» Als müsste er es sich selbst einreden. Natürlich, denn mit dem Erfolg kämen die Hater. Die, die seinen Humor nicht teilten. Ihn als arrogant einstuften. «Sie sehen mich in einem TV-Spot und bilden sich eine Persönlichkeit ein, die nicht der Wahrheit entspricht.» Man müsse ihn in echt erleben. «Einfach, um zu merken, dass ich wirklich lieb bin.»

Wie viel er heute verdient, sagt er nicht. In der Branche üblich sind fünfstellige Beiträge pro Werbespot. «Ich will kein falsches Signal an Jugendliche senden, die dann denken, sie können das auch», sagt er. «Ich habe mittlerweile eine Wirkung. Wenn ich ein Restaurant aufmache, stehen die Leute zwei Stunden lang an, um einen Kebab von mir zu essen.» Zeki, der Einflussreiche.

Druck macht sich Zeki heute keinen mehr

Stolz erzählt er, wie er die loyalste Facebook-Community der Schweiz besitze. Er erreiche die 13-jährige Schülerin genauso wie den 55-jährigen Familienvater. Weil er sich an dem orientiert, was massentauglich ist. In den sozialen Medien erreicht er über drei Millionen Menschen. Etwa mit Videosketchen, in denen er zusammen mit Bauer Sepp Arnold (80) und dem italienischen Wirbelwind Pietro Giarratana (67) auftritt.

Den Leistungsdruck alter Tage hat er abgelegt. «Wenn du in der Schweiz eine feste Grösse bist, dann kannst du es ruhiger nehmen», sagt er. «Auch Roger Federer muss sich nicht mehr beweisen.» Zu Kopf gestiegen sei ihm der Erfolg aber nicht. «Ich bin immer noch der ‹Zeki aus Kleinhüningen›.» Auch heute habe er dieselben Freunde.

Er, der Basler aus armen Verhältnissen, der als Dreijähriger mit seinen Eltern aus der Türkei in die Schweiz kam. «Mein Spielzimmer war unter dem Esstisch. Ich bin echt lieb, Bro.»

Der Content geht vor: Zeki zückt sein Handy bei fast jeder Gelegenheit.
Foto: STEFAN BOHRER

Oft erstellte Zeki auf Swissmeme Inhalte, die er aus dem Englischen übersetzte. Uninspirierter Ideenklau wurde ihm vorgeworfen. «In der Memekultur ist es einfach so, dass nicht jeder Inhalt von dir ist», sagt er. Grosse Medienverlage würden mittlerweile in derselben Art solche Seiten betreiben. «Einige boten unglaublich hohe Summen, um mir den Account abzukaufen.» Er lehnte stets ab.

Er wolle den Leuten zeigen, wie toll die Schweiz und wie lustig das Schweizerdeutsche sei. «Ich liebe die Wörter. Beispielsweise Chabis. Oder den kleinkarierten Bünzli. Das mit Humor zu verspielen, fühle ich.» Auch wenn er dadurch selbst etwas zu einem Bünzli wurde, wie er zugibt.

Dabei ist Zeki immer wieder für Aufruhr zu haben. Etwa 2019, als einer seiner Witze im Shoppi Tivoli in Spreitenbach AG zu einer Massenschlägerei führte. Oder 2021, als er sich ungelenk über einen homophoben Angriff am Zürcher Stadelhofen äusserte. Und 2022 tat er in einem Sketch so, als würde er Klimaaktivisten überfahren. «Ich mag auch satirischen, gesellschaftskritischen Humor», sagt er. Zeki, der Kontroverse.

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«Meine Beziehung ist gescheitert, weil ich so ehrgeizig und ambitioniert bin.»
Zeki Bulgurcu
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«Mittlerweile weiss ich besser, was ich posten soll.» Scheitern scheint jedoch nicht in sein Vokabular zu passen. Das gibt es anscheinend nur im Privatleben. «In meiner Beziehung bin ich gescheitert, weil ich so ehrgeizig und ambitioniert bin.»

Doch da ist beispielsweise Jobshot. Die App, die er mit Gen-Z-Consultants Yaël Meier (24) und Jo Dietrich (27) finanziert, kommt nicht vom Fleck. Unternehmen monieren, sie sei zu teuer. Jobsuchende finden sie verwirrend. Dann bot Zeki auf der Plattform Linkedin Geld für 5-Sterne-Bewertungen. «Ich habe einen Fehler gemacht und mich entschuldigt. Auch ich darf das, oder?» Zeki, der Unternehmer.

Sie hätten für die App bereits neue Ideen. «Das wird grossartig.» Genauso wie sein Spielfilm, den er vor zwei Jahren ankündigte. Mehrere Millionen sollte er kosten, über 130'000 Franken Spendengelder nahm Zeki über Crowdfunding ein. «Ich konnte mich nicht mit dem Drehbuch identifizieren», sagt er. Jetzt gebe es ein neues. Klappt es nicht, zahle er die Spenden wieder zurück.

Solche Sachen tue er nicht fürs Geld. Er verdiene genug. Er wollte gross werden, das hat er geschafft. Nun wolle er den Menschen etwas zurückzugeben. Und dabei echt bleiben. «Wenn du nur machst, was die Leute sehen wollen, verlierst du deine Stimme.» Zeki, der Authentische? Vielleicht weiss er, dass Authentizität für die Massen funktioniert.

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