«Immer mehr Betroffene melden sich für Sterbehilfe an»
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Verein Long Covid Schweiz:«Immer mehr Betroffene melden sich für Sterbehilfe an»

Hunderttausende Menschen betroffen
Für Long Covid gibt es immer noch keine richtige Therapie

Ein Jahr nach einer Corona-Infektion leiden über 15 Prozent der Patienten unter Spätfolgen. Die Ursachen für Long Covid sind aber immer noch unbekannt. Um den Betroffenen zu helfen, setzt man deshalb vor allem auf eine Entschleunigung des Lebens.
Publiziert: 10.08.2023 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 17:00 Uhr
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Studien gehen davon aus, dass rund 16 Prozent aller Corona-Patienten ein Jahr nach der Infektion noch Symptome haben.
Foto: Shutterstock
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Martin MeulReporter News

Daniela Caviglia (†56) hat den Kampf gegen Long Covid verloren. Seit Frühling 2022 war die Kommunikationsunternehmerin zweimal an Covid erkrankt, litt seitdem am chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS). 22 Stunden pro Tag lag die Baselbieterin pro Tag im Bett, Licht vertrug sie nicht. Caviglia versuchte auf die Krankheit aufmerksam zu machen, forderte mehr Engagement für Betroffene seitens der Politik und des Gesundheitswesens. Für sich selbst hatte sie unterdessen keine Hoffnung, am 7. August schied Caviglia mithilfe der Sterbehilfeorganisation Exit aus dem Leben.

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Hunderttausende Betroffene

Dass Menschen noch lange nach einer Covid-19-Infektion mit Symptomen kämpfen, an Long Covid leiden, kommt in der Schweiz häufig vor. Laut dem Verein Long Covid Schweiz leiden bis zu 25 Prozent der Covid-Patienten sechs Monate nach der akuten Infektion immer noch unter Langzeitfolgen. In der Schweiz wären gemäss internationalen Studien rund 300'000 Menschen betroffen. Untersuchungen der Universität Zürich zeigen, dass ein Jahr nach der Infektion immer noch 16 Prozent der Betroffenen über eine Beeinträchtigung ihres Gesundheitszustandes klagen.

Die Beschwerden sind vielseitig. Einige Betroffene leiden wie Daniela Caviglia unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom, das aber auch durch andere Viruserkrankungen ausgelöst werden kann. Andere wiederum werden kurzatmig oder haben Probleme mit dem Kreislauf.

Ursache unklar

Trotz der hohen Zahl an Betroffenen weiss man auch über drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie wenig darüber, warum einige Patienten nach einer Corona-Infektion ein Long-Covid-Syndrom bekommen und andere nicht. Noch schlechter ist das Wissen darüber, wie man den Betroffenen helfen kann. Weil es keine Therapie gibt, setzt man im Moment vor allem auf das sogenannte «Pacing» (Englisch für Tempo). «Pacing» meint, dass alle körperlichen und geistigen Aktivitäten den neuen, verringerten Energiereserven angepasst werden. Das soll eine Überbelastung und damit eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Patienten verhindern.

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