Seit der Aufhebung der Corona-Massnahmen im April haben Viren und Bakterien wieder freie Fahrt. Wenig überraschend häufen sich seither die Erkältungen. Aber auch Lungenentzündungen nehmen zu. «In der ganzen Schweiz liegen zurzeit so viele Patientinnen und Patienten mit einer Lungenentzündung im Spital wie seit zwei Jahren nicht mehr», sagt Martin Brutsche, Chefarzt Pneumologie am Kantonsspital St. Gallen, zu «FM1 Today». Während der Pandemie habe sich die Zahl der Spitaleinweisungen wegen Lungenentzündungen fast halbiert, so Brutsche.
Die Aufenthaltsdauer der Patienten beträgt im Schnitt eine Woche. Ein Umstand, der im Kantonsspital St. Gallen zu einem Platzproblem führt. Die Betten im Lungenzentrum sind unter anderem aufgrund der vermehrten Behandlungen von Lungenentzündungen aktuell voll belegt. Entspannter präsentiert sich die Lage im Lungenzentrum Zürich. «Es gibt noch freie Betten», schreibt Jürg Barandun, Facharzt für Pneumologie, auf Blick-Anfrage.
Nicht immer ist es der Husten
Trotz der noch vorhandenen Kapazitäten bestätigt Barandun, dass die steigende Anzahl an Lungenentzündungen den Druck auf das Gesundheitswesen erhöht: «Das ist ein Problem und wird auch in Zukunft eines sein.» Insbesondere im Winter nimmt diese Form der Erkrankung zu, weil wir uns öfter in geschlossenen Räumen aufhalten. Die kürzeren Wege begünstigen die Virenzirkulation.
Wie erkenne ich, ob mich eine Lungenentzündung erwischt hat? Erste Indikatoren können Schüttelfrost oder Fieber sein, aber auch Übelkeit und Erbrechen. Die Annahme, dass der Husten immer zu Beginn auftritt, ist falsch: «Es kann vorkommen, dass man anfänglich keinen Husten hat.» In der Regel bekämpft man die Krankheit mit Antibiotika.
In wenigen Fällen kann eine Lungenentzündung zum Tod führen. «Die Sterberate liegt zwischen ein bis zehn Prozent», sagt Barandun. Besonders gefährdet sind Raucher, ältere Personen und Diabetiker. Wie lange man die Krankheit mit sich trägt, ist schwer zu definieren. Gemäss Barandun beträgt die Regenerationszeit «mehrere Wochen».