Der ehemalige Kunstturner und Olympiasieger Donghua Li (54) ist seit neustem auch Golf-Investor. Der Luzerner ist beim französischen Golfplatz LaLargue direkt an der Schweizer Grenze eingestiegen. Nicht nur finanziell. Li soll auch Aushängeschild werden, wie die Golfplatz-Besitzer Ende September meldeten.
Der Platz im elsässischen Mooslargue ist idyllisch im Grünen gelegen und zieht hauptsächlich Spieler aus dem etwas weniger als eine Autostunde entfernten Basel an. Aber unter den Basler Mitgliedern herrscht Aufregung. Denn nebst Bällen wurde auf dem Platz auch ein grosser Batzen Geld verlocht.
Nachlassstundung beantragt
Die Finanzen sind so prekär, dass man zwischenzeitlich Mühe hatte, die Benzintanks der Rasenmäher aufzufüllen, klagt ein Insider. Fitnessgeräte seien verkauft worden, um schnell Geld zu beschaffen. Lieferanten bestehen auf sofortiger Barzahlung. Vom Bau eines millionenschweren Luxusresorts (65 Zimmer), der vor vier Jahren gross angekündigt wurde, ist nur eine überwucherte Baugrube zu sehen. Letztes Jahr wurde in Frankreich die Nachlassstundung beantragt. Heisst zusammengefasst: Der riesige Platz steht vor der Pleite.
Nun soll Donghua Li mit einer Gruppe Schweizer Mitstreiter helfen. «Golf ist seit Jahren mein Leben. Dieser Platz hier ist einer der schönsten überhaupt», schwärmt Li beim Treffen mit Blick. Und schlägt einen Ball mit Wucht in den Elsässer Himmel. Wie sein Engagement genau aussieht, will Li nicht verraten – Geschäftsgeheimnis. Er macht aber klar: «Nebst einem finanziellen Einsatz werde ich mich auch um die hauseigene Golfschule kümmern.» Und eben die Werbetrommel rühren, um neue Mitglieder anzulocken.
Anklage gegen Platzbesitzer in der Schweiz
Es ist noch nicht lange her, da stand LaLargue schon einmal vor dem Bankrott. und wurde 2018 vom französisch-haitianischen Geschäftsmann Peter Reyne (40), dem heutigen Besitzer und neuen Geschäftspartner von Donghua Li, übernommen. Reyne geschäftete und wohnte im Kanton Jura. Und machte dort schon Bekanntschaft mit den Schweizer Strafverfolgungsbehörden.
Im November 2020 hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Jura schriftlich angekündigt, Reyne anzuklagen! Zusammen mit einem früheren Kadermitarbeiter des Golfplatzes, einem Mann aus der Romandie, der ebenfalls auf der Anklagebank landen soll. In einem Dokument der Ermittler, das Blick vorliegt, sind die Vorwürfe aufgelistet: Es geht unter anderem um Geldwäscherei, Veruntreuung, gewerbsmässigen Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung.
So habe Reyne Immobilien und Grundstücke in der Westschweiz erworben und Bankkredite für Bauarbeiten erhalten. Nur: Das Geld aus den Krediten floss nicht in die Baustellen, sondern wurde zweckentfremdet. Dazu seien auch noch Rechnungen gefälscht worden, um das Umleiten der Gelder zu vertuschen. Auch von falschen Mietverträgen ist im Dokument die Rede. Eine Schweizer Bank habe durch die Taten Hunderttausende Franken verloren. Gegenüber Blick bestätigt die zuständige Staatsanwältin den Inhalt des Dokuments. Weitere Ermittlungen seien am Laufen.
Auch ein ehemaliges Mitglied des Klubs steht auf der Liste der Geschädigten: Reyne soll, nachdem der Golfer kritische Fragen gestellt hatte, Todesdrohungen ausgesprochen haben, sagt das Ex-Mitglied Blick.
Rassismus auf dem Golfplatz?
Der Golfplatz-Besitzer selber bestreitet alle Vorwürfe, spricht am Telefon von rassistischen Hintergründen für die juristischen Probleme: «Die Leute mögen einfach keinen Schwarzen, der einen Golfklub leitet. Deshalb versuchen sie, mir das Leben schwer zu machen.» Der Golfplatz sei schon vor seiner Übernahme «auf Pump» geführt worden. Corona habe die Situation nur noch verschlimmert. Er sei bereit, vor Gericht seine Unschuld zu beweisen, wenn es denn endlich zur Verhandlung komme.
Für ein mögliches Gerichtsverfahren hat sich Reyne Unterstützung geholt, wie im hauseigenen Golfplatz-Newsletter zusammen mit dem Engagement von Donghua Li vermeldet wurde: Ludwig Leblanc, ein Wirtschaftsanwalt aus Haiti, soll in Zukunft ebenfalls für den Golfplatz tätig sein. Laut eigenen Angaben ist er Berater verschiedener Ministerien im bitterarmen Land. Und er vertrat laut Berichten den 2021 in dessen Haus erschossenen haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse (†53).
Ein Golfplatz mit finanziellen Problemen und ein Geschäftspartner mit juristischen Problemen – all das klingt nach einer schlechten Ausgangslage für ein Investment. Aber es vermag den Optimismus von Donghua Li nicht zu trüben. «Auch Donald Trump wurde oft angezeigt», lacht der Sportler die Frage weg. Er habe vollstes Vertrauen in seinen neuen Geschäftspartner. Sagt er und schlägt den nächsten Ball über den Rasen.