Darum gehts
- Neuseeland verbietet Handys im Klassenzimmer, Schüler finden Ausweichmöglichkeiten
- Handyverbot führt zu neuen Problemen wie Stress und Ungleichbehandlung
- Vier von fünf Befragten in der Schweiz würden ein Handyverbot befürworten
Vor genau einem Jahr wagte Neuseeland einen Schritt, der nicht alle Schüler freute: Handys wurden aus den Klassenzimmern verbannt. Das Ziel: Die Schüler sollen sich mehr auf den Unterricht und ihre eigenen Projekte konzentrieren – das ständige Vibrieren und Summen gehört nun der Vergangenheit an.
Das Thema ist emotional. Während viele Kinder an das Aufwachsen mit den Geräten gewöhnt sind, glauben andere, dass die Gefahr der Ablenkung gross sei. Viele Länder haben deshalb Verbote eingeführt. Eine Schweizer Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo aus dem Jahr 2024 zeigt: Auch hierzulande würden vier von fünf Befragten ein Verbot befürworten.
Die britische Zeitung «The Independent» wollte von 77 Schülern aus ganz Neuseeland wissen: «Was hat euch das Verbot bisher gebracht?» Während einige Schüler angaben, durch das Verbot weniger abgelenkt zu sein und eine willkommene Pause vom ständigen Informationsfluss zu geniessen, finden andere, dass das Verbot vor allem neue Probleme gebracht habe. So gaben die Jugendlichen an, gestresster zu sein, weil sie ihre Eltern in Notfällen nicht kontaktieren können.
Schweizer Lehrer und Schulleiterinnen gegen Verbot
«Sie wollen alles verbieten und so das Problem lösen. Das ist aber nicht so», bemängelt ein Schüler. Hinzu kommt: Lehrer dürfen die Smartphones nutzen, während es den Schülern verboten ist. Dies sorgt für Unverständnis und Frust.
Die Konsequenz: Schüler finden Ausweichmöglichkeiten, um das Verbot zu umgehen, wie der «Independent»-Bericht zeigt. «Wir nutzen jetzt einfach Walkie-Talkies, um uns mit unseren Freunden auszutauschen», heisst es beispielsweise von einer Schule in Auckland.
In der Schweiz ist das Thema seit Jahren präsent, erklärt Beat A. Schwendimann vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Ein generelles Verbot befürwortet der Verband nicht. «Ein generelles Smartphone-Verbot würde auch ‹Bring Your Own Device›-Lösungen an Schulen betreffen», so Schwendimann. «Stattdessen empfehlen wir stufengerechte, schulhausspezifische Regelungen, die im Dialog mit Lehrpersonen, Schulleitungen und Lernenden erarbeitet werden.»
«Eltern wünschen sich Erreichbarkeit in Notfällen»
Gehe man das Problem gemeinsam an, erhöhe sich die Chance, dass die Regelungen mitgetragen würden. Kritische Stimmen gegenüber einem Handyverbot seien nachvollziehbar. «Starre Regeln können zu einem Gefühl von Kontrollverlust oder Ungleichbehandlung führen», erklärt der Pädagoge. Verbote mit der «grossen Kelle» sind deshalb nicht zielführend.
Dies sähen auch die Eltern so. «Sie wünschen sich klare Regeln, aber auch Erreichbarkeit in Notfällen», unterstreicht Schwendimann.
Beim Verband der Schulleiter tönt es ähnlich, wie Präsident Thomas Minder auf Anfrage erklärt. «Wir befürworten weder ein nationales noch ein kantonales Verbot.» Mit einem totalen Verbot wie in Neuseeland erreiche man sicher keinen verantwortungsvollen Umgang. Im Gegenteil: «Das ist kontraproduktiv», so Minder. Die Schulen hätten bereits ihre eigenen Regeln, die situativ passend seien.
«Sie können es aushalten»
Solche eigenen Regeln hat auch der Berner Schulleiter Giuliano Picciati (61) an seiner Schule eingeführt. Kommen die Schüler am Morgen in die Schule, landet ihr Telefon in der sogenannten Handy-Box. Eine Kiste, in der die Smartphones während der Schulzeit ruhen. «Wir sind da vielleicht ein wenig strenger als andere Schulen», sagt Picciati zu Blick. «Aber wir glauben, dass es die Schüler in den Pausen auch ohne Handy aushalten.» Zuerst habe man es auf einem weniger restriktiven Weg versucht, doch das habe nicht funktioniert. «Die Versuchung war einfach zu gross.»
Picciati gibt zu: Am Anfang hatten nicht alle Freude am neuen Regime. Er ist jedoch überzeugt davon, dass man mit der richtigen Kommunikation viel erreichen kann. «Es ist wichtig, dass man die Schülerinnen und Schüler einbezieht und abholt.» Mittlerweile sei die Kritik aus der Schülerschaft abgeebbt.
«Wir setzen im Unterricht auf iPads. Deshalb glauben wir nicht, dass es das Handy noch zusätzlich braucht.» Auf diesem Weg würden die Schüler trotzdem wichtige Kompetenzen erlernen. Und in Notfällen? «Bei einem Notfall können die Eltern selbstverständlich das Sekretariat oder die Lehrperson erreichen», erklärt der Schulleiter. Zudem werden auch Ausnahmen gewährt – beispielsweise bei einem Telefonat zwischen Schülerin oder Schüler und dem künftigen Lehrbetrieb.
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