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Halbe Million Franken erschlichen
Sozial-Betrüger scheffelt Staatsgeld – und führt heimlich Auto-Garage

Jeden Monat kriegt ein Winterthurer Sozial-Betrüger-Paar bis zu 5000 Franken vom Staat. Seit 1997. Doch mindestens neun Jahre lang führt der Familienvater eine gut laufende Autogarage. Seine Frau meint: «Ich dachte, dieses Geld erhält man in der Schweiz einfach.»
Publiziert: 12.11.2020 um 19:07 Uhr
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Ein in Winterthur lebender Familienvater hat das Sozialamt über Jahre betrogen.
Foto: Claudio Meier

Es ist ein Betrugsfall, der ratlos macht. In Winterthur erhielt ein Ehepaar mit fünf Kindern jahrelang Sozialhilfe, bis zu 5000 Franken pro Monat – und das, obwohl der Familienvater eine gut laufende Autogarage führte und das nicht mal wirklich versteckte.

So fuhr er ein Auto im Wert von 63'000 Franken. Damit kutschierte er täglich völlig offensichtlich zur Arbeit. Das berichten laut «Tages-Anzeiger» Zeugen, denn der Fall landete vor Gericht. Der Sozial-Betrug ist aufgeflogen. Nun drohen dem Mann, der die Garage führte, und seiner Ehefrau je vier Jahre Gefängnis.

Heimlich gewinnbringend Autos verkauft

Die fünffachen Eltern, die vor über zwei Jahrzehnten aus Nordmazedonien immigrierten, erhalten bereits seit 1997 Unterstützung vom Staat. Doch während mindestens neun Jahren, von 2006 bis 2015, hätten sie diese Sozialhilfe nicht erhalten sollen. In der Zeit soll der Familienvater eine Autogarage in einer Gemeinde im Zürcher Weinland geführt haben.

Die Garage lief nicht schlecht. Laut dem «Tages-Anzeiger» reparierte und verkaufte er ausserdem heimlich alte Autos. Gewinnbringend, 492 Stück. Und das, obwohl er 2009 nach einem Autounfall als arbeitsunfähig eingestuft worden war.

«Er humpelte nur auf dem Sozialamt»

Dazu kam vor Gericht noch der heftige Vorwurf, dass Zeugen nie eine gesundheitliche Einschränkung gesehen hätten. Es hiess gar: «Er humpelte nur, wenn er auf dem Sozialamt erscheinen musste.»

Jahrelang flog das nicht auf. Auch nicht, als er von Mitarbeitern der Sozialen Dienste Winterthur auf seine geschwärzten und lädierten Hände angesprochen wurde. Hände, wie sie viele arbeitende Mechaniker haben.

Bis 2014 dann doch einem Verdacht nachgegangen wurde. Die Staatsanwältin sagt dazu: «Den Behörden kann die Schuld nicht in die Schuhe geschoben werden.» Es sei unmöglich, bei jedem Bezüger die Angaben auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.

Gewerbsmässigen Betrug zugegeben

Der Beschuldigte gab den Vorwurf des gewerbsmässigen Betrugs vor Gericht zu. Er bestritt jedoch den Deliktsbetrag. Die Staatsanwaltschaft sprach laut dem «Tages-Anzeiger» einer halben Million Franken Gewinn, die er mit der Garage gemacht haben soll. Er spricht von etwa 130’000 Franken.

Auch die Frau wurde angeklagt. Sie sagt jedoch, sie habe nicht gewusst, dass ihnen die Sozialhilfe nicht zustand. Sie sagte: «Ich dachte, dieses Geld erhält man in der Schweiz einfach.» Mit dieser Begründung überzeugte die Frau die Winterthurer Richter nicht: Sie wurde am Donnerstag zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt. Ihre Ehemann erhält eine teilbedingten Freiheitsstrafe von 33 Monaten. Davon muss er 12 Monate absitzen. (euc)

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