Die Fensterläden erstrahlen frisch lackiert in sattem Grün. Der Garten des grossen, alten Chalets ist gepflegt. So war das hier in der Bäckergasse in Wimmis BE nicht immer. «Bis vor kurzem stand die Polizei regelmässig vor der Tür», sagt die frischgebackene Liegenschaftsverwalterin Margrith Lörtscher (56). Sie steht nachdenklich auf der Laube der umgebauten ehemaligen Bäckerei und hadert mit dem Schicksal.
«Vor ein paar Monaten ist der Besitzer des Hauses überraschend verstorben. Er war der Vater meiner vier Söhne und hatte eine sehr soziale Ader», so die Primarlehrerin. Der Tote habe schweren Fällen eine Chance geben wollen und liess sie einziehen. Meistens habe das Sozialamt die Miete bezahlt. Dann sei der Verwalter jedoch erkrankt und habe die Hausverwaltung immer mehr vernachlässigt.
Bestialischer Gestank und riesiges Chaos
«Unser jüngster Sohn hat dann das Haus nach seinem Tod geerbt», so Lörtscher. Seither kümmere sie sich ehrenamtlich um die Verwaltung: «Ich habe schon gewusst, dass das Haus hier im Dorf als ‹Drogenhaus› bekannt ist. Aber als ich die Buchhaltung gesehen habe, habe ich meinen Augen kaum getraut.» Mehr als die Hälfte der Bewohner hatte Mietschulden!
Lörtscher fackelt nicht lange. Sie räumt auf – und auch im Haus. Einige Mieter wollten sie gar nicht erst hereinlassen. Sie ahnte warum: «Fünf von acht Wohnungen waren verdreckt!» Es habe bestialisch gestunken. Sie setzt mehrere Mieter vor die Tür.
Damit ist der Albtraum aber noch nicht zu Ende. «Die Mieter müssten eigentlich seit Wochen draussen sein», so Lörtscher zu BLICK. Oft bleiben Hinterlassenschaften: alte Pizzen, Müll und klebriger Staub. «Sie nehmen nur das Wertvolle mit und natürlich nur, was sie tragen können, weil sie ja kein Auto haben», schildert die Bernerin ihre Beobachtungen.
Die Sanierung geht ins Geld und an die Nerven
Dennoch soll aus dem «Drogenhaus» bald ein schönes Zuhause werden. Da es aber an Geld fehlt, muss die Verwalterin selbst Hand anlegen. «Ich trage jeden Tag sackweise Müll aus dem Haus.» Die Tür eines Estrichs musste Lörtscher gar von einem Schreiner aufbrechen lassen: «Dahinter kam noch mehr Müll zum Vorschein. Ich war fassungslos, habe mich in den Dreck gesetzt und geweint.»
Jetzt heisst es streichen. Reparaturen stehen an. Und: Jemand muss die Entsorgung der Möbel bezahlen, die sich in den Wohnungen noch stapeln. «Das Sozialamt und die Gemeinde bezahlen keinen Rappen», klagt Lörtscher. Gegenüber BLICK verteidigt sich die zuständige Abteilung Soziales Spiez BE, man bezahle lediglich die Miete und sei nicht Mieterin: «Da jeder Klient Vertragsnehmer ist, haftet er selbst vollumfänglich für diese Schäden.» Man versuche aber zu vermitteln. Von diesen Bemühungen merkt Lörtscher wenig: «Uns bleibt nicht anderes übrig, als selbst zu werkeln und auf barmherzige Handwerker zu hoffen.»