Dreister Betrug am Bundesbetrieb: Drei ehemalige SBB-Mitarbeiter und ein befreundeter Bauführer und SVP-Lokalpolitiker haben die Schweizerischen Bundesbahnen um über drei Millionen Franken betrogen. Laut der Anklageschrift finanzierten sie sich mit der Beute «ein luxuriöses Leben». Aufgeflogen ist der Schwindel bereits im Jahr 2012.
Am Dienstag müssen sich die vier Männer, im Alter zwischen 47 und 60 Jahre, dafür vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona TI verantworten. Der Vorwurf: gewerbsmässiger Betrug, mehrfache Urkundenfälschung sowie mehrfache ungetreue Amtsführung respektive Gehilfenschaft dazu.
Doch wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat das Betrügerquartett nicht viel zu befürchten. Denn die Männer haben in einem speziellen Verfahren schon im Vorfeld den Betrug gestanden und sich mit der Bundesanwaltschaft geeinigt. Dafür kommen sie mit bedingten Gefängnisstrafen von 18 bis 24 Monaten davon – wirklich ins Gefängnis muss also keiner von ihnen.
Häuser saniert und Autos gekauft
Auch finanziell gesehen kommen die Männer glimpflich davon: Sie müssen den SBB jeweils lediglich zwischen 150'000 und 250'000 Franken zurückbezahlen sowie die Verfahrenskosten übernehmen. Zusammen ist das nicht mehr als rund ein Viertel des Gesamtbetrags.
Das ergaunerte Geld haben die Männer ohnehin schon grösstenteils ausgeben. Zwei der Angeklagten liessen sich ihre privaten Häuser sanieren – für jeweils über 300'000 Franken! Einer liess sich für 60'000 Franken einen Pool an bester Hanglage mit Sicht auf den Bodensee bauen.
Ein anderer brachte mit dem Geld die Modeboutique seiner Frau in einer Ostschweizer Ortschaft wieder auf Vordermann. Investiert wurden die Gelder zudem auch in Immobilien. Und sie kauften sich unter anderem auch Autos, Harley-Davidson-Motorräder, iPhones und VIP-Tickets für das Open Air St. Gallen. Bezahlt hat das am Ende alles die SBB, beziehungsweise deren Kunden.
Gefälschte Rechnungen ausgestellt
Doch wie war ein solcher Betrug in einem Bundesbetrieb überhaupt möglich? Den Raubzug bei der SBB starteten die vier Männer im Jahr 2009. Einer der Haupttäter war Bauführer bei einer Ostschweizer Firma, die schon lange Zeit für die SBB tätig war. Er erstellte gefälschte Rechnungen oder sorgte dafür, dass andere Firmen solche ausstellten. Seine drei Komplizen bei der SBB kümmerten sich darum, dass diese auch bezahlt wurden.
Unklar hingegen ist, weshalb es trotz abgekürztem Verfahren fast zehn Jahre brauchte, um den Fall abzuschliessen. Unverständlich erscheint auch das geringe Strafmass. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» wollte die Bundesanwaltschaft aber keine konkreten Fragen zum Fall beantworten. (bra)
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