Verein für queere Jugendliche in Chur unter Beschuss
Vorstand führte Dreiecksbeziehung mit Teilnehmer (17)

Ein Jugendtreff für queere Jugendliche in Chur steht in der Kritik: Der Vorstand des Vereins hatte sexuellen Kontakt zu Teilnehmenden und ging sogar eine Dreiecksbeziehung mit einem Minderjährigen ein.
Publiziert: 16.04.2024 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2024 um 16:45 Uhr
Im Verein Sozialwerk.LGBT+ brodelt es. (Symbolbild)
Foto: IMAGO/Political-Moments

Besonders in der Ostschweiz berichten Jugendliche davon, aufgrund ihrer sexuellen Orientierungen Ausgrenzung und Mobbing zu erfahren. Umso wichtiger sind deshalb Orte wie der Verein Sozialwerk.LGBT+ in Chur GR und Buchs SG. Dabei handelt es sich um einen Treff, der es jungen Menschen der queeren Community ermöglicht, Zuflucht zu finden, sich auszutauschen und Beratungen zu beanspruchen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

«Dieser Ort war meine einzige Chance, Freunde zu haben. Weil mich sonst alle immer mobben», sagt eine Jugendliche, die die Räumlichkeiten öfters genutzt hat. Der Verein wird von den Kantonen Graubünden und St. Gallen, der Stadt Chur sowie Firmen und Stiftungen finanziell unterstützt.

Dreiecksbeziehung mit Jugendlichem

Nun steht der Vorstand (40) des Vereins in der Kritik, weil er laut der Zeitung sexuelle Kontakte mit zwei Teilnehmern (beide 17) hatte. Mit einem der Jugendlichen soll er sogar eine Dreiecksbeziehung geführt haben – zusammen mit seinem Ehemann, der Geschäftsleiter des Vereins war.

Die Dreiecksbeziehung ging so weit, dass der 17-Jährige mit den beiden verheirateten Männern zusammenzog und mit in die Ferien nach Deutschland fuhr. Was einvernehmlich begonnen hatte, wurde für den Jugendlichen immer belastender. Auf einer Onlineplattform teilte er seine Probleme und Sorgen: «Ich bin in einer toxischen, polyamorösen Beziehung, und es zerreisst mich.» Viele der anderen Nutzer legten ihm nahe, die Beziehung sofort zu beenden, was er letztlich auch tat. 

«Kam mir konservativ vor, weil ich mich dagegenstellte»

Auch im Verein sorgte die Dreiecksbeziehung für heftigen Gesprächsstoff, wie ehemalige Mitglieder des Vorstandes dem «Tages-Anzeiger» bestätigen. «Dass diese Beziehung aus fachlicher sowie moralischer Sicht überhaupt nicht geht, war allen klar. Aber insbesondere der Geschäftsleiter konnte extrem gut reden. Ich kam mir plötzlich total konservativ vor, weil ich mich dagegenstellte», berichtet eine Person des Vereins.

Nachdem der Präsident des Vereins die Ereignisse öffentlich den Vereinsmitgliedern mitgeteilt hatte, reichte der Geschäftsleiter die Kündigung ein – nur, um sie wenige Tage danach wieder rückgängig machen zu wollen. Eine heftige Diskussion entstand. Letztendlich musste der Geschäftsleiter nicht gehen. Daraufhin reichten zwei ehemalige Mitglieder des Vorstandvereins Strafanzeige bei der Kantonspolizei St. Gallen gegen das Ehepaar ein.

«Hier sexuell aktiv zu werden, ist ein No-go»

Der Verein möchte sich auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» nicht dazu äussern. Auch das beschuldigte Ehepaar will keine Stellung nehmen. Die Stadt Chur fordert den Verein jedoch dazu auf, die Beschuldigten sofort freizustellen. Die Stadt habe eine Nulltoleranz, wenn es um den Schutz von Kindern und Jugendlichen gehe. Der Treff ist nun vorübergehend geschlossen – zum Leid der Jugendlichen. (mgf)

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