Auto-Freak (27) muss vor Gericht
«Verkehrsdelikte haben mich schon rund 35'000 Franken gekostet»

Seit Malte P. aus Domat/Ems GR ein kleiner Bub ist, steht er auf schnelle Autos. Sein Vater habe ihn inspiriert, sagt er zu Blick. Doch die Liste seiner Strassenverkehrsdelikte ist lang. Und so soll er schon bald erneut vor Gericht stehen.
Publiziert: 10.02.2023 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2023 um 09:30 Uhr
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Zeigt sich gerne in seinem Auto: Malte P. aus Domat/Ems GR, der in Chur vor Gericht stehen wird.
Foto: Ralph Donghi
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Ralph DonghiReporter News

Immer wieder soll er mit seinem Wagen für Ärger sorgen: Gefährliche Überholmanöver, durchdrehende Reifen, unnötiger Lärm – und schliesslich auch ein Unfall.

Dafür wird Malte P.* (27) aus Domat/Ems GR bald vor dem Regionalgericht Plessur in Chur der Prozess gemacht. Die Vorwürfe unter anderem: mehrfache grobe Verletzung der Verkehrsregeln.

Blick-Recherchen zeigen: In seinem Dorf ist der junge Mann bekannt dafür, dass er immer wieder laute Autos fährt. Auch in den sozialen Medien zeigt er sich gerne mit PS-starken Wagen. Und: Er trat schon in der Fol-Shqip-TV-Show auf, die zu den beliebtesten und erfolgreichsten Unterhaltungssendungen im albanischen Sprachraum zählt. Sie wird von Millionen von Albanerinnen und Albanern überall auf der Welt geschaut. «Klar, ich habe Zeit», sagt er denn auch selbstbewusst, als Blick ihn zu einem Gespräch einlädt.

«Ich möchte nicht sagen, wie ich mit 18 war»

Dann steht P. herausgeputzt da. Und lehnt sich an seinen Jaguar S-Type R (396 PS). Er sagt, er sei hier aufgewachsen, arbeite als Autohändler und ja, er müsse vor Gericht. Und da kommt der portugiesisch-schweizerische Doppelbürger in Fahrt: «Ich streite alles ab, ausser den Unfall.»

Die Person, die ihn angezeigt habe, habe falsch ausgesagt. Er habe keine Sicherheitslinie überfahren und keinen Heckausbruch gehabt. Dies passiere, «wenn man zu viel Gas gibt» und «man alle elektronischen Helfer abstellt». Dies habe er nicht getan.

Hat er noch nie Mist gebaut? «Ich möchte nicht sagen, wie ich mit 18 war», sagt er. Irgendwann komme man «aus dem Alter heraus», und jetzt sei er «schon 27». Doch dann sagt er, es sei nicht seine erste Gerichtsverhandlung. Ein Rollerfahrer habe mal abbremsen müssen und sei gestürzt – «weil ich aus einem Parkplatz herausfuhr». P. wurde am Ende «freigesprochen».

«Es ist einfach lässig, wenn man einen Drift kontrollieren kann»

Dennoch räumt er ein: «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich sei kein Auto-Enthusiast.» Sein Vater habe ihn inspiriert. «Er war Autoverkäufer und fuhr gerne schnell. Ich später auch.» Also doch kein unbeschriebenes Blatt? «Ich wurde auch schon geblitzt.» Er sei aber «hauptsächlich» wegen unnötigen Lärms verurteilt worden.

Heute fahre er ruhiger. «Mit 18 spürt man das Adrenalin anders. Es ist einfach lässig, wenn man einen Drift kontrollieren kann.» Er glaubt, dass der Migrationshintergrund eine Rolle spielt. P's Vater ist Schweizer, seine Mutter habe portugiesische Wurzeln. «Schweizer sind vielleicht bescheidener», sagt er. Ausländer würden eher einen BMW mit Heckantrieb fahren. «Solche Autos sind emotional-technisch halt einfach sehr befriedigend.»

Drifts mache er nur in kontrollierter Umgebung. «Im öffentlichen Strassenverkehr würde ich das nie tun», sagt er. Zuletzt war er etwa an einem BMW-Training auf einer abgesperrten Teststrecke – «dort konnte man kontrollierte Drifts durchführen.»

In Deutschland «mit über 330 Sachen unterwegs»

Sein Billett habe er schon mal abgeben müssen – für zwölf Monate. Seine Liste mit Verkehrsdelikten sei «leider» lang. Er sei deshalb ab und an nach Deutschland gefahren, um aufs Gas zu drücken. «Da war ich auch schon mit über 330 Sachen unterwegs – auf einer leeren Autobahn.»

Warum dann der Unfall? «Jeder macht mal Fehler», so P. Es sei mit einem 1er-BMW-Ersatzwagen passiert. Er selber habe in seinem Leben dank harter Arbeit «sicher schon über 70 Autos» gekauft. Heute fahre er «nicht mehr so schnell». Denn: Er habe wegen seiner Delikte «zwischen 25’000 und 35’000 Franken» ausgegeben. «Hätte ich dies damals gewusst, wäre ich zahmer ans Fahren rangegangen.»

Das Schlimmste wäre für P, wenn er bei einer Verurteilung erneut sein Billett verlieren würde. «Das wäre fatal.» Aber er würde damit klarkommen, denn: «Das Leben geht ja weiter.»

Wann die Verhandlung gegen P. vor dem Regionalgericht Plessur stattfindet, ist noch offen – sie war ursprünglich für diesen Freitag geplant gewesen. Doch der Termin wurde kurzfristig verschoben.

* Name geändert

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