Wird ein Stück Landwirtschaftsland in der Schweiz in Bauland umgezont, dürfen sich die Eigentümer die Hände reiben. Denn das Land gewinnt damit praktisch über Nacht massiv an Wert. Ein Quadratmeter Landwirtschaftsland wird in der Schweiz zu 6 Franken gehandelt. Bauland hingegen kostet zwischen 200 und mehreren Tausend Franken pro Quadratmeter.
Bloss: Der nutzbare Boden in der Schweiz ist knapp. Spätestens seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine fragen sich auch hierzulande viele: Wie viel Landwirtschaftsland will man dem Bauen noch opfern? Deshalb bereitet die SVP auch eine Bauerninitiative vor. Deren Kern: Der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz soll auf mindestens 60 Prozent steigen. Denn: Der Krieg in der Ukraine hat Konsequenzen auf den globalen Nahrungsmittelmarkt, die eigene Ernährungssicherheit rückt wieder vermehrt in den Fokus.
«Geld alleine macht nicht glücklich»
So etwa beim ehemaligen Landwirt und Grundeigentümer T. B.* (69) aus Zuzwil SG. Die Gemeinde möchte den Zonenplan erweitern und dafür 2,2 Hektaren bestes Ackerland, sogenannte Fruchtfolgefläche (FFF), das T. B. gehört, in eine Zone für öffentliche Bauten und Anlagen überführen. Zusammen mit dem Fussballklub will die Gemeinde neue Fussballfelder schaffen und so unter anderem die «Attraktivität der gemeindeeigenen Infrastruktur» verbessern.
Für das beste Landwirtschaftsland gelten in der Schweiz spezielle Schutzbestimmungen. Der Sachplan Fruchtfolgeflächen (FFF) hat zum Ziel, mindestens 438'460 Hektaren des besten Landwirtschaftslands zu erhalten. Jeder Kanton hat darin ein Kontingent zu sichern, das vom Bundesrat entsprechend festgesetzt wurde. Aber: Die starke Ausdehnung des Siedlungsgebietes führt dazu, dass die Fruchtfolgeflächen FFF zunehmend unter Druck geraten.
Bloss: Trotz strengerer Auflagen im ersten Sachplan von 1992 schritt der Kulturlandverlust praktisch unverändert voran. Im neuen Sachplan von 2020 kritisiert der Bund denn auch die Kantone. Er spricht von «ungenauen und lückenhaften Bodeninformationen» und der Gefahr, «dass die in den kantonalen FFF-Inventaren enthaltenen Flächen stets kleiner werden», wenn den Kantonen zu viele Freiheiten gewährt würden.
Kommt hinzu: Weil einzelne Kantone ihren effektiven Bestand an FFF gar nicht kennen, hat man auch auf Bundesebene nicht den nötigen Durchblick. Es ist dort zwar festgehalten, wie viel jeder Kanton an FFF haben müsste, eine Liste mit effektiven Zahlen gibt es aber keine.
Für das beste Landwirtschaftsland gelten in der Schweiz spezielle Schutzbestimmungen. Der Sachplan Fruchtfolgeflächen (FFF) hat zum Ziel, mindestens 438'460 Hektaren des besten Landwirtschaftslands zu erhalten. Jeder Kanton hat darin ein Kontingent zu sichern, das vom Bundesrat entsprechend festgesetzt wurde. Aber: Die starke Ausdehnung des Siedlungsgebietes führt dazu, dass die Fruchtfolgeflächen FFF zunehmend unter Druck geraten.
Bloss: Trotz strengerer Auflagen im ersten Sachplan von 1992 schritt der Kulturlandverlust praktisch unverändert voran. Im neuen Sachplan von 2020 kritisiert der Bund denn auch die Kantone. Er spricht von «ungenauen und lückenhaften Bodeninformationen» und der Gefahr, «dass die in den kantonalen FFF-Inventaren enthaltenen Flächen stets kleiner werden», wenn den Kantonen zu viele Freiheiten gewährt würden.
Kommt hinzu: Weil einzelne Kantone ihren effektiven Bestand an FFF gar nicht kennen, hat man auch auf Bundesebene nicht den nötigen Durchblick. Es ist dort zwar festgehalten, wie viel jeder Kanton an FFF haben müsste, eine Liste mit effektiven Zahlen gibt es aber keine.
Doch T. B., der seinen Hof in siebter Generation geführt hat, will sein Land dafür nicht hergeben – auch wenn er damit sehr viel Geld verdienen könnte. Er sagt: «Geld allein macht nicht glücklich!» Er sei nie bereit gewesen, Kulturland für andere Zwecke als die Landwirtschaft zu nutzen. Er hat das Land darum heute an einen Bauern aus der Verwandtschaft verpachtet. Denn: «Ich bin viel zu fest Bauer, seit bald 70 Jahren schlägt mein Herz für die Landwirtschaft. Wäre ich noch einmal jung, ich würde sofort wieder diesen Beruf ergreifen.»
Den ehemaligen Landwirt stört es sehr, dass diese wertvolle Ressource immer mehr schwindet. Und tatsächlich: Zwischen 1985 und 2009 gingen laut dem Sachplan FFF vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in der Schweiz rund 85'000 Hektaren Kulturland verloren. Dies entspricht in etwa einem Quadratmeter pro Sekunde. Davon mussten rund zwei Drittel neuen Siedlungsflächen weichen, der Rest wurde zu Wald.
Selbstversorgungsgrad nimmt ab
«Diesem Land muss man Sorge tragen. Denn es ist der Wahnsinn, was man damit für die nächste Generation kaputtmacht!», sagt T. B. Genauso sieht das Jonas Steiner (35) aus Sumiswald BE.
Der Jungbauer bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau zehn Hektaren Land – unter anderem ein Hektar erstklassige FFF, dass die Familie seit knapp 100 Jahren pachtet. Doch die Erbengemeinschaft, der das entsprechende Stück Land gehört, möchte dieses nun in eine Gewerbezone umzonen lassen und an ein Unternehmen im Dorf verkaufen.
Steiner wehrt sich und hat gegen das Vorhaben Einspruch erhoben. Er sagt: «Es gäbe im Dorf noch andere Parzellen, die in Arbeitszonen stünden und bebaut werden könnten.» Ebenso wie T. B. liegt auch ihm der nachhaltige Umgang mit unserem Land am Herzen. Er sagt: «Der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz nimmt ab. Fruchtfolgeflächen sind wichtig für die Selbstversorgung. Jeder Quadratmeter, der verbaut wird, kommt nie mehr zurück.»
Als Vater in der Pflicht
Die Frage sei, so Steiner, ob wir es uns als Gesellschaft leisten könnten, das ganze Land zu verbauen. «Alle sprechen immer von verdichtetem Bauen, aber niemand will es wirklich umsetzen.»
Steiner sagt, es sei nie alternativlos. Und man habe nie besser als in den vergangenen Monaten gesehen, dass das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig sei. «Gerade als junger Vater schaut man anders auf diese Thematik. Ich will mir einfach später nie den Vorwurf meiner Kinder anhören müssen, ich hätte nichts getan.»
*Name bekannt
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