Ab Mittwoch testet der Kanton Graubünden regelmässig Altersheime, Schulen und Unternehmen. Was halten Sie von diesem Projekt?
Lukas Engelberger: Ich befürworte das Vorgehen Graubündens. Es ist richtig, nun regelmässig und grossflächig zu testen. Denn damit lassen sich auch asymptomatische Infizierte ausfindig machen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen. In Basel-Stadt machen wir solche regelmässigen Tests jetzt in Altersheimen, die wir wöchentlich testen. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wir dasselbe in Schulen und Betrieben tun, wenn dies aufgrund der epidemiologischen Situation sinnvoll ist.
Nun schwenkt auch der Bund auf das Bündner Modell ein und bietet Kantonen an, Massentests in Altersheimen, Schulen und Betrieben zu finanzieren.
Ich begrüsse diesen Schritt sehr. Es ist richtig, dass der Bund sich beteiligt und einen finanziellen Beitrag leistet.
Ist das die Wende in der Schweizer Pandemie-Bekämpfung?
Es ist auf jeden Fall eine Neuausrichtung der bisherigen Teststrategie des Bundes. Denn es bedeutet eine Verschiebung vom Testen als Reaktion auf Ansteckungsfälle hin zu einem aktiven, regelmässigeren Vorgehen dort, wo grössere Ansteckungsrisiken sind. Das soll präventiv wirken.
Was bedeutet diese Neuausrichtung?
Sie zeigt eine Stärke des Föderalismus. Das BAG war lange Zeit unschlüssig. Aber verschiedene Kantone wurden aktiv, Graubünden an vorderster Front. Nun reagiert der Bund mit dieser Verschiebung seiner Strategie. Das ist bemerkenswert.
Wie werden die Kantone auf den Vorschlag des Bundes reagieren?
Die Konsultation läuft noch. Aber ich denke, dass die Kantone diese Neuausrichtung mittragen und dass sich dieses Konzept rasch etablieren wird.
Werden mit den Massentests die einschränkenden Massnahmen überflüssig?
Es wäre verfrüht, jetzt schon eine Lockerung der einschränkenden Massnahmen auszurufen. Aber regelmässiges grossflächiges Testen kann zusätzliche Sicherheit bieten. In Verbindung mit dem Impfen und einem konsequenten Contact Tracing kann es den Weg in Richtung Lockerungen weisen.
«Testen, testen, testen», forderten die Epidemiologen schon zu Beginn der Pandemie. Bloss fehlte hierzulande damals die Infrastruktur: Die Pharmafirmen fokussierten lange auf die Produktion sogenannter PCR-Tests mittels Nasen-Rachen-Abstrich. Diese können nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Auch die Spucktests, wie sie in Graubünden zum Einsatz kommen, sind PCR-Tests – zumindest die Abnahme der Probe ist aber sehr viel einfacher; da benötigt es keine ärztliche Begleitung. Ausgewertet werden diese Tests allerdings ebenfalls im Labor. Womöglich aber kommen in Bälde auch Spucktests auf den Markt, die das Resultat sofort anzeigen. Welche Erfolge mit grossflächig eingesetzten Tests erreicht werden können, zeigt das Beispiel von Uruguay: Dort lancierte der Virologe Gonzalo Moratorio (39) im Frühjahr 2020 einen eigenen Corona-Test, der in Uruguay produziert und breit verwendet wurde. Während das Nachbarland Brasilien unter Covid-19 leidet, verzeichnet Uruguay mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern bislang 364 Corona-Tote. Auch asiatische Länder testen sehr viel häufiger auf Covid-19, um schnell neue Infektionsherde in den Griff zu bekommen.
«Testen, testen, testen», forderten die Epidemiologen schon zu Beginn der Pandemie. Bloss fehlte hierzulande damals die Infrastruktur: Die Pharmafirmen fokussierten lange auf die Produktion sogenannter PCR-Tests mittels Nasen-Rachen-Abstrich. Diese können nur von geschultem Personal durchgeführt werden. Auch die Spucktests, wie sie in Graubünden zum Einsatz kommen, sind PCR-Tests – zumindest die Abnahme der Probe ist aber sehr viel einfacher; da benötigt es keine ärztliche Begleitung. Ausgewertet werden diese Tests allerdings ebenfalls im Labor. Womöglich aber kommen in Bälde auch Spucktests auf den Markt, die das Resultat sofort anzeigen. Welche Erfolge mit grossflächig eingesetzten Tests erreicht werden können, zeigt das Beispiel von Uruguay: Dort lancierte der Virologe Gonzalo Moratorio (39) im Frühjahr 2020 einen eigenen Corona-Test, der in Uruguay produziert und breit verwendet wurde. Während das Nachbarland Brasilien unter Covid-19 leidet, verzeichnet Uruguay mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern bislang 364 Corona-Tote. Auch asiatische Länder testen sehr viel häufiger auf Covid-19, um schnell neue Infektionsherde in den Griff zu bekommen.