Behutsam drückt Doris Kalt (56) ein Samenkorn in den kleinen Plastikbehälter und deckt es mit Erde zu. Im Treibhäuschen ihres Gartens in Duggingen BL stehen zig vorgezogene Pflanzen, viele strecken ihre Köpfchen aus der Erde. In einem Beet blühen Christrosen, in Kisten reihen sich Tulpen aneinander.
Seit einem Jahr verkauft Kalt nach dem Prinzip der Slowflower-Bewegung in ihrer «Gartenzauberei» saisonale und regionale Sträusse aus dem eigenen Garten, bietet Kurse im. Gärtnern und Blumenziehen an und lädt zum Verweilen in ihrem Kleinod nahe der Birs ein.
Jeden Tag blüht mehr
Der Einzug der wärmeren Jahreszeit ist hier schon in jedem Winkel spürbar. In den kommenden Wochen wird Doris Kalt ihre Felder auf die neue Saison vorbereiten, Komposterde, Mulchschichten und natürlichen Dünger verteilen. Und sich ob der wachsenden Vielfalt im Garten erfreuen. «Jetzt blüht jeden Tag mehr», sagt sie mit funkelnden Augen.
Wie sie zieht es dieser Tage viele Schweizerinnen und Schweizer ins Freie und auf Balkone. Das spürt auch der Handel. «Wenn sich Schneeglöckchen, Osterglocken und Krokusse in den Gärten bemerkbar machen, ist das auch für unsere Kundschaft Zeit, die Frühlingsprojekte in Angriff zu nehmen», heisst es bei Hornbach.
Dementsprechend zahlreich seien aktuell die Kundinnen und Kunden. Sie wollen vor allem eines: «Wir beobachten, dass sich immer mehr Schweizerinnen und Schweizer Hochbeet oder Gartenbeete anlegen, um darin Gemüse, Früchte und Kräuter zu ziehen.»
Auch bei Ikea, Coop, Landi und Migros boomt derzeit alles, was den Garten belebt: Kräuter in allen Variationen, Blumenzwiebeln, Frühblüher wie Primeln, aber auch Dünger, Hochbeete, Töpfe oder Sommermöbel sind besonders begehrt. «Man spürt: Die Menschen holen ihre persönliche Wohlfühloase aus dem Winterschlaf», so Migros.
Saisonale Blumen sind gefragt
Frühlingsgefühle beflügeln derzeit auch den Blumenhandel. Das grössere Interesse an frischen Blumen sei in diesem Frühjahr besonders auffällig, so die Vereinigung des Schweizerischen Blumengrosshandels. Und der Schweizer Floristenverband freut sich: «Viele haben die wunderbare Wirkung von Blumen durch die Pandemie wiederentdeckt, aktuell sieht es erfreulicherweise danach aus, als ob dieses grosse Interesse bleibt.» Vor allem saisonale Blumen aus der Region würden immer häufiger nachgefragt. «Dies ist angesichts der gestiegenen Frachtpreise und aus ökologischen Gründen ein sinnvoller Trend.»
Auch Doris Kalt begrüsst ihn: «Es ist doch schön, wenn man den Blumen Zeit gibt zu wachsen und ihre saisonale Vielfalt schätzt», sagt die gelernte Floristin und bindet das Blumengesteck, das sie gerade zusammengestellt hat.
Nachdem sie im Winter vor allem Äste und Trockenblumen aus dem vergangenen Sommer verarbeitete, kündigen nun die ersten Tulpen und Osterglocken in ihren Sträussen die wärmere Jahreszeit an.
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