Ursprünglich als Medikament gegen Diabetes entwickelt, haben Präparate wie Ozempic einen regelrechten Abnehmhype ausgelöst – auch in der Schweiz. Nun werden immer wieder angebliche Nebeneffekte bekannt, die mit der Spritze einhergehen sollen. Unter anderem berichten Frauen von einer angeblich erhöhten Chance auf Schwangerschaft – trotz Babypille oder zuvor angenommener Unfruchtbarkeit, wie das Nachrichtenportal Science Alert berichtet. Ist da wirklich etwas dran?
Blick hat bei Marc Donat, Chefarzt für Endokrinologie am Universitätsspital Basel, nachgefragt. Er vermutet keinen direkten Zusammenhang zwischen der Spritze und den gehemmten Verhütungsmitteln. «Es gibt aktuell keine verlässlichen Daten zur Schwangerschaft spezifisch in Zusammenhang mit Ozempic», sagt der Chefarzt.
Übergewicht hemmt Fruchtbarkeit
In der Abnehmspritze ist der Wirkstoff Semaglutid drin, das als Sättigungshormon fungiert, die Insulinproduktion erhöht und den Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten senkt. «Es gibt also keine Erklärung, warum Verhütungsmittel unter Ozempic nicht wirken sollten», so der Chefarzt weiter. Allerdings hemme generelles Übergewicht durchaus die Fruchtbarkeit. «Umgekehrt ist die Chance, schwanger zu werden, grösser, wenn man abnimmt.»
Im Netz kursieren derweil mehrere Theorien zu den immer öfter auftauchenden Schwangerschaften. Wie das amerikanische Gesundheitsmagazin «Healthline» schreibt, soll die Spritze die Aufnahme von Nahrungsmitteln und Medikamenten im Magen sowie im Darm verlangsamen. Dadurch könne auch die Verhütungspille nur langsam absorbiert werden, was die gehemmte Wirkung der Pille erklären könnte.
Wie Novo Nordisk, die Herstellungsfirma der Abnehmspritze, auf der Packungsbeilage schreibt, sollte das Medikament zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden. Auch dürfe Ozempic nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, da die Folgen für das ungeborene Kind noch nicht bekannt seien.
Andere Nebenwirkungen ebenfalls bekannt
Doch die mögliche erhöhte Schwangerschaftschance ist nicht die einzige Nebenwirkung, die aufgetaucht ist. Gegen Novo Nordisk sind bereits mehrere Klagen eingegangen. Unter anderem, weil eine Nutzerin eine schwere Darmverletzung erlitten und sich ein Dutzend weitere eine Magenlähmung zugezogen haben sollen, wie unter anderem «Daily Mail» berichtete.