Sie skandieren Frieden und Freiheit – prügeln aber auch mal auf Polizisten ein. An der unbewilligten Corona-Demo am Samstag in Aarau mit 1500 Teilnehmern kam es zu Angriffen von Corona-Skeptikern auf Polizeibeamte. Die Polizei schien teilweise überfordert: Im Internet kursiert sogar das Video einer Gefangenenbefreiung.
Im Zentrum der Szene steht ein Hundetrainer aus dem Zürcher Oberland*, der seit Ausbruch der Pandemie in der Skeptiker-Szene aktiv ist. Etwa ein halbes Dutzend Polizisten in Vollmontur versucht, den Mann festzusetzen, der sich offenbar nicht an eine polizeiliche Wegweisung gehalten hat. Zunächst sieht es nach einem Standard-Einsatz aus. Der Aktivist ist bereits von der Gruppe getrennt, wird an einer Hausmauer kontrolliert.
Polizist wurde durch Kopfstoss verletzt
Die Gegenwehr seiner Anhänger ist aber massiv: Sie schlagen mehrfach auf die Beamten ein, treffen Schilde und Helme. Die Polizisten haben den prügelnden Corona-Skeptikern nichts entgegenzusetzen. Der eigentlich schon festgesetzte Aktivist spaziert im Chaos davon.
Kurz danach wird er offenbar so rabiat von der Polizei gepackt, dass seine nächste Internet-Wortmeldung aus dem Spital kommt. «Ich kam in Not, weil die Polizisten mich immer mehr an eine Wand drängten und das ertrage ich nicht», beschreibt er den Moment, als seine Unterstützer auf die Polizei losgehen. Dass solche Bilder nicht überall gut ankommen dürften, ahnt auch der Corona-Skeptiker: «Wir dürfen nicht ausflippen.»
Die Bilder der Gefangenenbefreiung sind nicht die einzigen Gewaltszenen: Ein Mann griff einen Polizisten mit einem Kopfstoss an, der Polizist wurde dabei leicht verletzt. Andere Demonstranten schafften es, Beamte in Kampfmontur einfach so zu vertreiben. Ein junger Mann sprang einen Polizisten an, musste von Umstehenden zurückgehalten werden.
Stellt sich die Frage: Warum hat sich die Polizei das bieten lassen?
«Dort kann der Staat nur beschränkt eingreifen»
Polizeidirektor Dieter Egli erklärte in der «Aargauer Zeitung»: Man habe schlicht Angst vor einer grösseren Eskalation gehabt. «Wir haben gemerkt, dass gewisse Demonstrierende durchaus gewaltbereit waren. Man muss dabei auch an die Polizistinnen und Polizisten denken: Was muten wir ihnen alles zu?»
Und weiter: «Wenn sich genügend Leute versammeln, habe sie eine gewisse Macht. Dort kann der Staat nur beschränkt eingreifen. Auch weil wir im Vergleich zu anderen Ländern nur kleine Polizeikorps haben», so Egli. Nach Angaben der Polizei wurden 180 Personen weggewiesen.
Die Polizei sprach nach der Veranstaltung von einem erfolgreichen Tag. Die Grossdemonstration mit 4000 bis 5000 Teilnehmern sei verhindert worden, stattdessen seien lediglich 1500 erschienen.
Es habe eine vorläufige Festnahme gegeben und 9 Anzeigen wegen Missachtung einer Wegweisung, dazu eine Anzeige wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, meldete die Kapo Aargau am Montag.
*Name der Red. bekannt
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