Das erste energieautarke Mehrfamilienhaus steht in Brütten ZH
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Hier wohnt Familie Vogt:Das ist das erste energieautarke Mehrfamilienhaus

Familie Vogt wohnt im ersten autarken Mehrfamilienhaus der Welt
Ein Eisbär hilft beim schnellen Duschen

Die Gaspreise schnellen seit Wochen in die Höhe. Autark zu leben ist also attraktiver denn je. Familie Vogt aus Brütten ZH wohnt in dem ersten energieautarken Mehrfamilienhaus. Stromrechnungen sind bei ihnen also kein Thema – ihr Verbrauch hat aber ein Limit.
Publiziert: 12.04.2022 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2022 um 10:41 Uhr
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Martin und Corinne Vogt vor ihrem Haus in Brütten.
Foto: Siggi Bucher
Carla De-Vizzi

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind auch hierzulande spürbar. Die Preise für Öl, Kohle und Gas sind in den letzten Wochen in die Höhe geschossen, Heizkosten haben neue Rekordwerte erreicht. Bei vielen Schweizer Haushalten ist bereits ein Brief mit der Ankündigung von erhöhten Gaspreisen ins Haus geflattert.

Nicht so bei Familie Vogt aus Brütten ZH. «Wir bemerken den Preisanstieg nicht», sagt Corinne Vogt (41) zu Blick. Die Reiseberaterin wohnt mit ihrem Mann Martin (45) und den beiden Kindern im weltweit ersten energieautarken Mehrfamilienhaus – ein Projekt der Umwelt Arena Schweiz. Das Gebäude ist nicht ans Stromnetz angeschlossen, sondern generiert mithilfe von Sonnenlicht Energie. Überschüssige Energie wird in auf dem Grundstück vergrabenen Wasserstofftanks gespeichert und in Wärme und Strom umgewandelt. So kann das Gebäude auch im Winter mit Energie versorgt werden.

Wer mehr Strom verbraucht, zahlt drauf

Jede der acht Parteien im Mehrfamilienhaus verfügt über ein jährliches Strombudget von 2200 Kilowattstunden. Eine vierköpfige Familie verbraucht normalerweise das Doppelte. Um ihren Verbrauch im Auge zu behalten, haben Vogts im Flur einen Bildschirm, der anzeigt, ob sie über oder unter dem Budget liegen. Ausgereizt haben sie das Limit in den sechs Jahren bisher erst in einem einzigen Monat – in einem Januar.

Erst wenn sie die 2200 Kilowattstunden verbraucht haben, müssen sie für den Strom zahlen. «Das kommt aber teurer», sagt Corinne Vogt. Wenn ihr Stromverbrauch unter den 2200 Kilowattstunden liegt, werden sie belohnt und bekommen pro kWh 5 Rappen. Wenn sie darüber liegen, zahlen sie 25 Rappen pro kWh. Zum Vergleich: Dem Stadtwerk Winterthur zufolge liegt der Strompreis in der Region Winterthur bei 20 Rappen pro Kilowattstunde.

Verzichten muss die Familie aber auf nichts. «Wir leben ganz normal», sagt Martin Vogt. Trotzdem birgt energieautarkes Wohnen ein paar Einschränkungen. Neben einem vorgesehenen Stromverbrauch können die Vogts auch die Temperatur nicht regeln und werden bei zu langem Duschen darauf aufmerksam gemacht.

Temperatur selbständig regeln ist unmöglich

In der Dusche hat es einen Energiezähler, auf dessen Bildschirm ein Eisbär auf einer Eisscholle zu sehen ist. «Je mehr man verbraucht, desto schneller schmilzt die Scholle», sagt Corinne Vogt. Zudem kann die Familie die Wohnungstemperatur nicht selbst bestimmen. «Wenn es eine Mietpartei wärmer haben will, müssen sich alle darauf einigen», sagt Martin Vogt.

Auch bei der Mobilität wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. So stellte die Umwelt Arena Schweiz den Mietparteien ein Biogasfahrzeug zur Verfügung. «Wir haben nur ein Auto – einen Diesel. Wenn ich spontan ein Auto benötige, benutze ich jenes vom Haus», sagt Corinne Vogt.

Kann man sich den energieautarken Traum überhaupt leisten? «Die Mietkosten sind ortsüblich – circa 2500 Franken für 4½ Zimmer», so Martin Vogt. Zudem müssen die Bewohner kein Geld für Strom und Wärme einkalkulieren, wenn die Rechnung aufgeht. Ein Faktor, der energieautarkes Wohnen attraktiver denn je macht.

Die Stiftung Umwelt Arena Schweiz zeigt mit diesen und weiteren Projekten, dass mit heutiger Technologie ein hoher Selbstversorgungsgrad und CO2-neutrales Wohnen für alle möglich ist. Ausstellungen mit Modellen und Videos zeigen Chancen und Möglichkeiten, Energie zu sparen und die Umwelt sowie die Geldbörse zu schonen. Mehr Informationen unter www.umweltarena.ch .

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