In der Schweiz und im Südwesten Deutschlands hat im Frühling ein giftiges Tierchen Hochsaison. Die Ölkäfer findet man unter anderem in Wohnsiedlungen, auf Rasenflächen, auf Streuobstwiesen, an Auen und Waldrändern. «Besonders wohl fühlen sie sich an offenen, sandigen, trocken-warmen Stellen», weiss Urs Tester (63), Fachexperte für Biotope und Arten von der Naturschutzorganisation Pro Natura.
Das Gift der Käfer ist schon in kleinen Mengen hochtoxisch, warnt der Deutsche Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund). Fühlen sich die kleinen Krabbeltiere bedroht, geben sie ölige Tröpfchen aus Poren an den Kniegelenken ab. In den Öltropfen ist das Reizgift Cantharidin enthalten.
Die Giftmenge reicht aus, um einen Erwachsenen zu töten, gibt Lilith Stelzner vom Bund gegenüber dem «Spiegel» an. «Es ist Vorsicht geboten», mahnt sie. Im alten Griechenland wurde das Käfer-Toxin etwa für Giftmorde und Hinrichtungen verwendet.
Die Begegnung mit den Ölkäfern muss aber nicht zwangsläufig gefährlich sein. Entscheidend ist das richtige Verhalten. «Die grossen Käfer sollte man nicht mit den Händen anfassen», erklärt Experte Tester gegenüber Blick.
Insekt des Jahres 2020
In der Schweiz gibt es 18 verschiedene Ölkäfer-Arten. Etwa 15 unterschiedliche Ölkäfer-Arten gibt es zudem laut dem Deutschen Naturschutzbund (Nabu) im Südwesten Deutschlands. Auch im Norden Deutschlands wurden die Krabbelviecher schon gesichtet. Eine Gemeinde im Bundesland Schleswig-Holstein sperrte Ende April gar Teile eines Pausenplatzes, weil Ölkäfer gefunden wurden.
Der Schwarzblaue Ölkäfer, auch Maiwurm genannt, wurde 2020 zum Insekt des Jahres ernannt. Er bringt es auf eine Länge von bis zu 35 Millimetern. Eine Käferplage ist in der Schweiz allerdings laut Tester nicht in Sicht. «Von dieser Art gibt es sehr wenige aktuelle Beobachtungen, hauptsächlich im Wallis, im Rheintal, im Tessin, am Jurasüdfuss und in der Nordwestschweiz.»
In den Regionen nahe der deutsch-schweizerischen Grenze findet man ausserdem den Violetten Ölkäfer, benannt nach seinem violett schillernden Panzer. Beide Arten sind in Deutschland als «gefährdet» eingestuft und streng geschützt. Manche Ölkäfer-Arten sind anders als der Maiwurm erst im Spätsommer besonders aktiv, beispielsweise der Schmalflügelige Pelzbienenölkäfer. Er hält sich an regengeschützten Stellen wie zum Beispiel an Wänden unter Balkonen, in Eingangsbereichen von Häusern oder alten Mauern auf.
Hände weg von Ölkäfern
Doch was tut man, wenn man doch mit den Tierchen in Berührung kommt? Händewaschen lautet das Stichwort. Auch das Kühlen der betroffenen Stelle kann hilfreich sein, rät die Deutsche Wildtier-Stiftung laut «Spiegel». «Bei Beschwerden sollte man sofort zum Arzt gehen», sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer bei Pro Natura Aargau, im Gespräch mit «Argovia Today».
Richtig gefährlich wird es, wenn man einen Käfer verschluckt. In dem Fall kann es sinnvoll sein, den Notruf zu wählen. Betsche: «Dann muss man sofort ein Spital aufsuchen.»
Blick-Leser fand Ölkäfer in Niederwil AG
Blick-Leser Maarten de Leeuwe fand den giftigen Käfer auf seinem Balkon in Niederwil AG. Mit einem Papiertuch setzte er den Käfer im Garten aus. «Ich hatte eben erst den Artikel gelesen und wusste, dass ich ihn nicht anfassen soll», sagt er. Ungewöhnlich fand de Leeuwe das nicht. «Wir hatten auch schon ein paar Nosferatu-Spinnen in der Wohnung.»
Einer anderen Leserin begegnete der Gift-Käfer bei einer Wanderung im Naturschutzgebiet Eselschwanz St. Margrethen SG. Die Naturinteressierte wusste dank App sofort, dass sie diesen Käfer besser nicht anfasst. Ein weiterer Leser begegnete dem Käfer beim Wandern in Preonzo TI: «Ich habe erst jetzt erfahren, dass er giftig ist.»
Liebe Leserinnen, liebe Leser, habt auch ihr den Ölkäfer auch schon in eurer Umgebung entdeckt? Dann schickt uns gleich hier ein Foto!
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