Es war kein Antisemitismus
Schneepflug beschädigt Stolperstein in Bern

Auf Social Media gehen die Wogen hoch, wegen eines beschädigten Stolpersteins. Doch es war kein Hass, der die kleine Erinnerungsstätte an einen Berner Juden beschädigte.
Publiziert: 07.12.2023 um 17:37 Uhr
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Der Schweizer Jude Arthur Bloch wurde 1942 brutal ermordet.

Es ist noch nicht lange her, dass in der Stadt Bern die ersten Stolpersteine verlegt wurden. Diese erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus, die einst in der Stadt lebten. Nun wurde einer dieser Gedenksteine beschädigt.

Die Nachricht darüber verbreitet sich im Netz sehr schnell. Die Vermutung: eine antisemitische Tat. Ein entsprechender Tweet wurde in den letzten Stunden über 300 Mal retweetet. Auch der Rapper Knackeboul und mehrere Journalisten verbreiteten die Nachricht weiter. 

Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen den Hamas und Israel haben antisemitische Vorfälle auch in der Schweiz stark zugenommen. Kein Wunder, lag dieser Verdacht auch beim beschädigten Denkmal nahe.

Stein wird ersetzt

Mutwillig wurde der Berner Stolperstein allerdings nicht zerstört. Man gehe davon aus, dass ein Schneepflug bei Räumarbeiten den Stolperstein beschädigt habe, bestätigt Roman Rosenstein, vom Vorstand des Vereins Stolpersteine gegenüber Blick. Man werde den Stein ersetzen. Auch in Deutschland komme es im Winter immer mal wieder vor, dass Schneepflüge die kleinen quadratischen Platten versehentlich beschädigten oder abrissen. 

Der nun in Bern zu ersetzende Stein erinnert an den in Bern lebenden jüdische Viehhändler Arthur Bloch (1882–1942). Dieser wurde am 16. April 1942 in Payerne von Schweizer Nazis ermordet. Angesichts des deutschen Völkermords an den Juden wollten Schweizer Bewunderer Nazi-Deutschlands an einem jüdischen Bürger ein Exempel statuieren. Die Täter wurden später gefasst und später auch verurteilt.

Blochs Geschichte wurde 2016 verfilmt. Der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz (1941–2019) schlüpfte im Film «Ein Jude als Exempel» in die Rolle des brutal ermordeten und zerstückelten Arthur Bloch. Er erhielt 2017 den Schweizer Filmpreis für seine Darbietung im Streifen. 

Weltweite Erinnerungssteine

Seit diesem Juni erinnern Gedenksteine in Bern an fünf Opfer des Nationalsozialismus. Bis heute wurden rund 90'000 sogenannte Stolpersteine in fast 30 Ländern verlegt. In der Schweiz gibt es sie schon seit längerem in Städten wie Zürich, Basel und Winterthur. (sie) 

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