Das müssen Sie über die Kinder-Impfung wissen
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Basler Kantonsarzt erklärt:Das müssen Sie über die Kinder-Impfung wissen

Eltern zögern noch, aber Taskforce-Kinderarzt sagt
«Die Kinderimpfung ist sicher!»

Bis jetzt hält sich die Nachfrage nach der Kinderimpfung gegen das Coronavirus trotz der Omikron-Welle in Grenzen. Kantons- und Kinderärzte sagen, dass Eltern keine Angst haben müssen – und nennen Gründe, weshalb ein Piks sinnvoll ist.
Publiziert: 07.01.2022 um 18:16 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2022 um 06:39 Uhr
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Arnaud L'Huillier ist Kinderarzt und Experte in der nationalen Taskforce. Er sagt: «Die Kinderimpfung ist sicher und sehr effektiv!»
Foto: zVg

Wie Zahlen aus mehreren Kantonen zeigen, hält sich die Nachfrage nach der Corona-Impfung für Kinder in Grenzen. Dies, obwohl der Impfstoff getestet und für Kinder ab 5 Jahren seit Dezember zugelassen ist. Zuvor war der Piks erst ab 12 Jahren möglich.

In Baselland wurden in den ersten fünf Tagen für gut sieben Prozent der neu zugelassenen Kinder Termine gebucht. Noch geringer ist die Nachfrage im Aargau: Am Montag wurden an den Kantonsspitälern Aarau und Baden die ersten Impfdosen an unter Zwölfjährige verabreicht. Angemeldet wurden bis dann erst um die 1600 Kinder – rund drei Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen. Ähnlich sieht es im Kanton Nidwalden aus. Bisher sind rund 90 Anmeldungen für Kinderimpfungen eingegangen – bei kantonsweit etwa 2700 Kindern zwischen fünf und elf Jahren.

Zögerliches Verhalten der Eltern

Nur 620 Anmeldungen zur Kinder-Impfung gab es im Kanton St. Gallen. Die Startphase verlief auch dort harzig. In Zug wurden bis Dienstag 730 Kinder für den Piks angemeldet. Dies bei 9200 Kindern im Kanton, die in die Altersgruppe von 5 bis 11 fallen würden. Sprich: Erst knapp acht Prozent der Kinder in dieser Altersklasse sind angemeldet.

Katja Montani, Leiterin des Impfzentrums Zug, spricht von einem zögerlichen Verhalten der Eltern. Für das Impfzentrum sei der Kinderpiks ein Zusatzaufwand – aber ein bewältigbarer, auf den sie sich eingestellt hätten. «Eine Kinderimpfung braucht etwas mehr Zeit, weil es ja nicht einfach kleine Erwachsene sind.»

Doch es gibt keinen Grund, Angst um den Nachwuchs zu haben. «Die Kinderimpfung ist sicher und sehr effektiv! Wir empfehlen die Immunisierung für alle Kinder und Eltern, die das wünschen», sagt Arnaud L'Huillier, Science Task Force Experte für Pädiatrie zu Blick. «Je schneller die Kinder geimpft sind, umso früher wird die Zirkulation des Covid-Virus in dieser Altersgruppe limitiert», so der Kinderarzt.

In der Schweiz wurde Kinderpiks für Zulassung an 1500 Kindern getestet

Als Swissmedic die Corona-Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren zuliess, wurde der Impfstoff bereits im Ausland zahlreich angewendet. Zudem wurde die Kinderimpfung auch hierzulande getestet. 1500 Kinder nahmen an der Zulassungsstudie teil. Diese ergab: Der Covid-19 Impfstoff verhindert bei Fünf- bis Elfjährigen schwere, durch das Coronavirus hervorgerufene Krankheitsverläufe praktisch vollständig. Nebenwirkungen seien tendenziell eher seltener als bei Jugendlichen und Erwachsenen. Zu den Nebenwirkungen gehören laut Swissmedic Schmerzen an der Injektionsstelle und Müdigkeit, in selteneren Fällen Kopfweh, Gelenkschmerzen oder Fieber.

Sollten Eltern ihre Kinder also gegen Corona impfen lassen? «Grundsätzlich wird vom Bundesamt für Gesundheit und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen die Impfung bei allen Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren empfohlen, deren Eltern oder Erziehungsberechtigte diese für ihr Kind wünschen», sagt der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen zu Blick. Dies einerseits, um das Kind vor «glücklicherweise sehr seltenen» schweren Covid-19-Erkrankungen und Komplikationen zu schützen. «Andererseits auch, um negative Auswirkungen von individuellen oder kollektiven Massnahmen – zum Beispiel durch Isolation oder Quarantäne – sowie die Folgen häufiger Exposition in Schule und Freizeit zu vermeiden.»

Schwere Verläufe zwar selten – aber sie steigen an

Gesundheitliche Gründe gebe selbstverständlich viele: «Schwere Covid-19-Erkrankungen sind glücklicherweise bei Kindern sehr selten. Bedingt durch die hohen Fallzahlen können aber auch äusserst seltene Erkrankungen weiterhin selten – aber doch vermehrt – auftreten», sagt der Basler Kantonsarzt.

Steffen empfiehlt zudem Kindern die Impfung, die bereits gesundheitlich stark belastet sind oder die enge Kontakte mit Personen im Haushalt haben, die sich selbst mit der Impfung nicht ausreichend schützen können.

Die Pandemie könne mit der Kinderimpfung allein aber nicht schneller beendet werden, so Thomas Steffen. «Die Impfung bei den Kindern liefert mit einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung, indem sie unter anderem die Dynamik des Virus bremst. Die letzten zwei Jahre haben aber auch gezeigt, dass wir in vielen Bereichen aktiv sein müssen, um erfolgreich zu sein.»

In den USA schon 8 Millionen Kinderimpfungen verabreicht

Weitere Gründe, die für die Kinderimpfung sprechen würden, führt Arnaud L'Huillier aus: «Eine hohe Verbreitung des Virus in den Schulen erhöht das Risiko von Unterbrechungen des Unterrichts und des Soziallebens. Beides mit negativen Auswirkungen auf das geistige, psychische und soziale Wohlbefinden der Kinder.» Er betont, dass der niedriger dosierte Impfstoff für Kinder im Ausland bereits in grossem Umfang verabreicht werde und sich bewährt habe. «Allein in den USA wurden mehr als 8 Millionen Dosen an 5- bis 11-Jährige verabreicht – und dies mit viel geringeren Nebenwirkungsraten als bei Erwachsenen.»

L'Huillier spricht auch die Solidarität an. «Jeder verabreichte Impfstoff, ob für Erwachsene oder Kinder, verlangsamt die Übertragung und trägt zur Immunität der Bevölkerung bei.» (ct)

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