Kantone erneut mit Startschwierigkeiten
Kinderimpfung läuft harzig an

Jetzt sollen in der Schweiz auch Fünf- bis Elfjährige gegen das Coronavirus geimpft werden. Doch zahlreiche Kantone scheinen den Start der Kampagne zu verpatzen. Bis jetzt hält sich allerdings auch die Nachfrage in Grenzen.
Publiziert: 04.01.2022 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 15:27 Uhr
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Urs Karrer von der Corona-Taskforce des Bundes appellierte an die Kantone, bei der Kinderimpfung Gas zu geben, um das Virus einzudämmen.
Foto: Landbote
Lea Hartmann und Daniel Ballmer

In einer Pandemie zählt jeder Tag. Das hat die Schweiz schon mehrfach erfahren müssen. Für 32 Zuger Kinder gabs denn auch bereits an Silvester den ersten Piks. Der Zentralschweizer Kanton war der erste, der mit den Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen loslegte – kaum geliefert, wurden die ersten Dosen noch im alten Jahr verimpft.

In anderen Kantonen hat man es nicht so pressant. Auf der Homepage des Kantons Obwalden heisst es auch gut drei Wochen nach der Zulassung durch Swissmedic noch immer: «Für Personen unter 12 Jahren ist in der Schweiz noch kein Impfstoff zugelassen.»

Eine Angabe, wann die ersten Fünf- bis Elfjährigen geimpft werden, konnte das kantonale Gesundheitsamt vergangene Woche auf Blick-Anfrage nicht machen. Dabei stand schon seit längerem fest, dass der Impfstoff Ende Jahr zur Verfügung stehen würde. Anders als auch schon blieb den Kantonen damit genügend Zeit zur Planung.

Taskforce appellierte an Tempo der Kantone

Zeit, die es aus Sicht der wissenschaftlichen Covid-Taskforce zu nutzen galt. Angesichts der Omikron-Welle wäre – nebst guten Schutzkonzepten in den Schulen – «ein schnelles Ausrollen der Kinderimpfungen» wichtig, sagte Urs Karrer, Vizepräsident der Taskforce, in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

In einer Stellungnahme hatte die Taskforce gemeinsam mit der Vereinigung Pädiatrie Schweiz und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen Ende Jahr bereits an die Kantone appelliert: Je schneller die Kinder geimpft würden, desto rascher trage dies dazu bei, die Viruszirkulation unter ihnen zu begrenzen. Gerade für Kinder, die Vorerkrankungen haben oder die mit einer solchen Person in einem Haushalt leben, bietet die Impfung einen wichtigen Schutz.

«Unser Plan ist für Obwalden richtig»

Die Obwaldner Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser (58) verteidigt das schleppende Tempo ihres Kantons beim Bereitstellen der Kinderimpfungen. Vielleicht dauere es in Obwalden etwas länger als anderswo, sagt sie, «doch unser Plan ist für Obwalden richtig». Die Impfdosen seien bestellt und würden voraussichtlich Ende Woche im Kanton eintreffen. Anfang nächster Woche könne man dann mit den Impfungen beginnen.

Büchi-Kaiser begründet das im Vergleich zu anderen Kantonen langsamere Ausrollen damit, dass man grossen Wert darauf lege, die Impfungen kindergerecht durchzuführen. «Wir wollen definitiv nicht, dass die Kinder im gleichen Stock wie die Erwachsenen geimpft werden», sagt sie. Im Impfzentrum habe man spezielle Räume für die Kinderimpfungen vorgesehen. Warum der Kanton sich nicht so vorbereitet hat, dass man Anfang dieser Woche parat fürs Impfen der Kinder ist – darauf hat Büchi-Kaiser keine überzeugende Antwort parat.

Obwalden ist allerdings kein Einzelfall. Auch im Thurgau warten Eltern noch auf Informationen der Behörden, ebenso in Genf. Und auch Solothurn hat noch nicht darüber informiert, ab wann Kinder wo die Covid-Impfung erhalten können. In den meisten Kantonen aber startet die Impfkampagne für Kinder in diesen Tagen. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage mitteilt, hätten die Kantone die Bestellungen vergangene Woche auslösen können. «Rund 80 Prozent der Kantone haben Kinderimpfstoff bestellt und ausgeliefert erhalten», sagt BAG-Sprecherin Nani Moras.

Nachfrage hält sich bisher vielfach in Grenzen

Doch selbst wenn die Dosen bereitstehen: Noch hält sich die Nachfrage nach den Kinderimpfungen vielerorts in Grenzen, wie Zahlen aus mehreren Kantonen zeigen. In Zug sind bislang 730 Fünf- bis Elfjährige für den ersten Piks angemeldet worden, was knapp acht Prozent der Kinder in dieser Altersklasse entspricht. In Baselland wurden in den ersten fünf Tagen für gut sieben Prozent der Kinder Termine gebucht.

Noch geringer ist die Nachfrage im Aargau: Am Montag wurden an den Kantonsspitälern Aarau und Baden die ersten Impfdosen an unter Zwölfjährige verabreicht. Angemeldet wurden bis dann erst um die 1600 Kinder – rund drei Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen. Ähnlich sieht es im Kanton Nidwalden aus. Bisher sind rund 90 Anmeldungen für Kinderimpfungen eingegangen – bei kantonsweit etwa 2700 Kindern zwischen fünf und elf Jahren.

Fast schon zu einem Run auf die Impftermine kam es derweil in Zürich. Von den 4000 Terminen, die am Montag aufgeschaltet wurden, seien innert acht Stunden rund 90 Prozent gebucht worden, teilt die Gesundheitsdirektion mit.

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