Sie wollen hoch hinaus – mitten ins Weltall. Um 14.14 Uhr wird die Jupitersonde «Juice» (Jupiter Icy Moons Explorer) in den Himmel geschossen.
Eine Rakete wird «Juice» auf eine Höhe von 1500 Kilometern bringen.
Zunächst soll die Sonde nach ihrem Start Solarpaneele mit einer Grösse von insgesamt 85 Quadratmetern entfalten – ein erster kritischer Moment. Denn ohne die Paneele ist der lange Flug nicht zu schaffen. Zunächst fliegt «Juice» nochmals an Mond und Erde vorbei, dann an der Venus und noch zweimal zurück Richtung Erde. Erst dann soll der Schwung reichen, um 2031 den Jupiter und seine Eismonde zu erreichen. Die Reise zu Ganymed, Europa und Kallisto dauert über acht Jahre.
An der Mission der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sind aus der Schweiz die Universität Bern, das Paul Scherrer Institut (PSI) und die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) beteiligt. Der Start ist für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein grosser Schritt.
Sie haben bereits vor zehn Jahren mit dem Bau der Messinstrumente begonnen. «Das PSI hat den Teilchendetektor Radem beigetragen. Zudem wurden Grossforschungsanlagen des PSI genutzt, um Stresstests an den Geräten durchzuführen», sagt Martina Gröschl vom PSI zu Blick.
«Elektronik wurde explizit für diese Mission entwickelt»
Mit einer speziellen Vakuumkammer konnten Bedingungen wie im Weltall erzeugt werden, um die Geräte bestmöglich zu testen und auf ihre Reise vorzubereiten. Gerade die Arbeit am Radem sei eine Herausforderung gewesen.
Gröschl: «Das Gerät musste möglichst leicht und kompakt sein, es durfte nur 3 Kilogramm wiegen. Zudem wurde die Elektronik teilweise explizit für diese Mission entwickelt und weist eine hohe Strahlenresistenz auf.»
Der Hightechdetektor hat gleich drei Aufgaben.
- Er dient als Alarmanlage: «Wenn die Strahlendosis im Jupitergürtel gewisse Werte überschreitet, löst der Detektor ein Alarmsignal aus und besonders sensitive Geräte können ausgeschaltet und dadurch geschützt werden, bis die Strahlungswerte wieder innerhalb der zulässigen Grenzen liegen.»
- Er dient als Informationsspeicher: Er kartiert den komplexen Strahlungsgürtel von Jupiter und sammelt Informationen über deren Umgebung und die darin enthaltenen Teilchen.
- Er überwacht das Weltraumwetter: «Zwischen Venus und Jupiter wird Radem die Teilchenspektren und deren Dosen im Weltraum bestimmen und damit einen wichtigen Parameter für das sogenannte Weltraumwetter in dieser Region kartieren. Diese Parameter können für künftige (auch bemannte Missionen) genutzt werden.»
«Durchaus denkbar, dass es Leben gibt»
Eigentlich war der Start schon für Donnerstag vorgesehen. Er musste aber verschoben werden. Grund war das schlechte Wetter beim Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch Guyana. «Es war enttäuschend», sagte Audrey Vorburger vom «Juice»-Team der Universität Bern in einem Videochat mit Kolleginnen und Kollegen in Bern. Sie verfolgt den Start in Kourou mit. Überrascht sei sie aber über die Verschiebung nicht. Das Wetter sei schon am Morgen schlecht gewesen.
Das Fenster für einen solchen Start sei nur eine Sekunde lang, erklärten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Stimmt das Wetter in dieser Sekunde nicht, wird der Start verschoben. «Wir wollen schliesslich kein Risiko eingehen», so Vorburger.
Ziel der Mission ist die Suche nach Leben auf Jupiters Eismonden. «Auf dem Jupitermond Europa hat es unter einer dicken Eisschicht vermutlich rund doppelt so viel Wasser wie auf der Erde. Da ist es durchaus denkbar, dass es auch da Leben gibt», sagte Peter Wurz. Er ist Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bern.