Auf einen Blick
- Streit um Mauer im Kosovo eskaliert zu tödlichem Vorfall in der Schweiz
- Tatmotiv verbleibt aufgrund von Sprachbarrieren, Schweigen und familiären Spannungen unklar
- Staatsanwältin fordert siebenjährige Haftstrafe und Ausweisung des Angeklagten
Der Streit um eine Mauer im Kosovo, die die Grundstücke zweier Cousins trennt, spitzte sich am 18. Dezember 2022 zu und endete mit einem Todesfall. Ein 28-jähriger Kosovare reiste in die Schweiz, nach Bière VD, um den Cousin (57) seines Vaters anzugreifen.
In einem Gebüsch verharrte der junge Mann an diesem verheerenden Abend, ausgestattet mit Schlagring, Taser und einem Werkzeugstiel, wie «24 heures» berichtet. Im Verlauf des Streites zückte der 57-Jährige zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt die todbringende Tatwaffe: ein Schweizer Sackmesser. Der 28-Jährige verstarb nach der Attacke.
Schweigen und Sprachbarrieren lassen Motiv unklar
Am Dienstag, dem 4. Februar 2025 trat der Angeklagte vor das Bezirksgericht Nyon. Er gibt an, sich nicht mehr an die Ereignisse des Tatabends erinnern zu können und behauptet zugleich, sich lediglich gegen seinen Neffen verteidigt zu haben.
Trotz mehrerer Zeugenaussagen aus dem Kreis der Familienangehörigen verbleibt das Motiv hinter dieser Tat unklar. Sprachbarrieren und Schweigen erschweren konkrete Rückschlüsse. Die Familie des verstorbenen 28-Jährigen gibt an, nicht zu wissen, warum dieser den Cousin seines Vaters im Dezember 2022 aufsuchte.
Eine Mauer spaltet die Familie
Der Grund der Familienentzweiung jedoch ist deutlich und erscheint für viele trivial. Der Angeklagte kletterte auf die, an sein Grundstück angrenzende Mauer im Kosovo, um seine Weinreben zu stutzen. Sein Cousin, Vater des Verstorbenen und Besitzer der Mauer, forderte den Angeklagten auf, abzusteigen. Darauf folgte ein Streit mit kleineren Handgreiflichkeiten.
Die familiären Spannungen ziehen sich nun vor Gericht in der Schweiz weiter. Die Mutter und Freunde des Verstorbenen charakterisieren diesen als «nettesten Menschen, den es je gab». Der Polizei liegen für den Verstorbenen, neben dem Angriff gegen seinen Verwandten, bereits aufgezeichnete Auseinandersetzungen vor sowie eine Anzeige wegen Morddrohung.
Die Familie und Verteidigung des Verstorbenen argumentieren mit dem Motiv einer vorbereiteten Racheaktion des 57-jährigen Angeklagten. Denn die Tatwaffe, ein Schweizer Sackmesser, sei bisher im Umfeld des Angeklagten noch nie gesehen worden.
Die Staatsanwältin Annick Tavares fordert eine siebenjährige Haftstrafe und Ausweisung aus dem Land für den Mann. Am Donnerstag soll die Entscheidung des Gerichts erfolgen.