Von Blick, «Engadiner Post» über Lok-report.de oder «Frankfurter Allgemeine» bis hin zu CNN: Alle zeigen am Wochenende ein Bild, das beeindruckt: Der fast zwei Kilometer lange Zug der Rhätischen Bahn, der sich wie ein Tatzelwurm über Viadukte und durch Tunnels durch einen herbstlichen Lärchenwald schlängelt.
Die Bilder hat Philipp Schmidli (37) gemacht, freischaffender Berufsfotograf von Swiss-Image. «Als ich abgedrückt habe, habe ich nicht damit gerechnet, dass die Fotos um die Welt gehen könnten», sagt er zu Blick. Umso mehr freut er sich darüber. Er war der einzige Fotograf, der mit einem Helikopter Luftaufnahmen vom Weltrekord im Bündnerland machen durfte. «Und es gab ein Drohnenverbot.»
«Unter uns hatte es Hochspannungsleitungen»
Nur dank des tollen Piloten und einer guten Vorbereitung gelangen die Bilder. «Ich habe auf Google Earth nachgeschaut, wo man am besten Shooten kann. Der Pilot kennt die Gegend zudem in- und auswendig.» Im Heli dabei gewesen sei noch ein Flughelfer, der auf die Stromleitungen achtete und kontrollierte, ob nicht doch eine Drohne im Weg sein könnte. Schmidli konnte dem Piloten Anweisungen geben, wie er sich ausrichten solle, damit er möglichst gut fotografieren konnte.
«Wir warteten an dieser Stelle, wo die Fotos entstanden, etwa fünf Minuten», erzählt Schmidli. «Es war etwas schwierig, weil wir im Schatten waren und es unter uns Hochspannungsleitungen gab. Aber der Pilot hat es super gemacht. Als der Zug aus dem Tunnel kam, drückte ich auf den Auslöser. Erst später sah ich, dass der Zug viermal drauf war.» Dann habe der Heli den Zug noch etwas begleitet, wo weitere Aufnahmen entstanden, auf denen der Weltrekord-Zug aber nur noch dreimal zu sehen ist. «Die Kamera war mit dem Internet verbunden und die Fotos gelangten so sofort zum Auftraggeber. Wenige Minuten später habe ich sie schon auf Blick.ch gesehen.»
«Es ist ein Privileg, aber man muss auch liefern»
Ob er mit den Bildern nun reich werde? «Nein, ich erhalte für meine Aufträge eine Tagespauschale – egal, wie oft und wo überall die Bilder dann publiziert werden.» Stolz sei er dennoch.
Da nur zwei Helis in der Luft waren, sei der Druck jedoch hoch gewesen, auch gutes Material abzuliefern. Angst habe er keine gehabt, auch wenn er mit Sicherheitsgstältli bei offener Tür aus dem Helikopter herausfotografieren musste. «Ich habe so was schon ein paar Dutzend Mal gemacht und habe entsprechend Erfahrung. Oft fotografiere ich bei Lauf- oder anderen Events, wo die Veranstalter Luftaufnahmen von den Menschenmassen wünschen. Es ist ein Privileg, aber man muss natürlich auch liefern.»
Wie oft die Fotos publiziert werden, kann nicht gezählt werden
Die Bilder werden von Swiss-Image den Medien gratis zur Verfügung gestellt, bezahlt wird die Agentur vom Eventveranstalter. «Bis nach dem Wochenende werden wir sicher 6000 bis 7000 Downloads verzeichnen», sagt Swiss-Image-Geschäftsleiter Andy Mettler. «Darunter befinden sich auch Agenturen, die sie wiederum weiterverbreiten. Deshalb wissen wir selber nicht, wie oft die Bilder publiziert werden. Aber die Downloadzahlen sind für uns sehr hoch. Es ist vergleichbar mit dem WEF, wenn wir richtige Topshots im Bild haben.»
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