Es geht voran mit dem Impfen. Zu Beginn der Woche gab das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bekannt, dass sich nun auch 12- bis 15-Jährige gegen Covid-19 impfen lassen dürfen – eine Entscheidung, die mit Spannung erwartet wurde.
So auch von Nicole Benz aus Zürich, Mutter von zwei Kindern.Ihre älteste Tochter ist zwar erst elf. Doch sobald sie Geburtstag hat, will sie sich auf jeden Fall impfen lassen: «Ich kann es kaum erwarten. Dann bin ich geschützt und helfe, auch andere zu schützen!» Ihre Mutter bemüht sich bereits jetzt um das spezielle Geburtstagsgeschenk, denn der grosse Tag steht in wenigen Wochen an: «Das höchste Gut ist für mich die Gesundheit meiner Kinder. Wir wissen schon lange, dass sich Kinder genauso oft wie Erwachsene anstecken.» Mit dem Wegfall der Maskenpflicht, dem Vormarsch der ansteckenderen Delta-Variante und weiterhin fehlendem Impfstoff seien sie nun besonders gefährdet.
Wichtiger Schritt
Nicht nur für Familie Benz bedeutet die Impffreigabe ab zwölf Jahren eine Erleichterung. Auch Olivia Keiser, Epidemiologin an der Uni Genf, stellt klar: «Das ist ein sehr wichtiger Schritt in der Bekämpfung der Pandemie.» Jede Impfung helfe, Ansteckungen zu verhindern: «So können wir einer möglichen Herdenimmunität auf jeden Fall einen Schritt näher kommen.»
Aktuell zeige sich in Israel oder in Grossbritannien, dass selbst eine relative Impfquote von rund 60 Prozent nicht genug sein könnte. Insbesondere in Grossbritannien, das auf ein weniger wirksames Vakzin setzt, steigen die Fallzahlen.
Aber wie viele Jugendliche wollen sich überhaupt impfen lassen? Das ist die grosse Frage. Seit Beginn der Pandemie wird betont, dass junge Menschen am wenigsten von einer Covid-Infektion betroffen seien. Doch seit der Bundesrat weitere Lockerungen bekannt gegeben hat, ist klar: Entweder man ist geimpft, oder man steckt sich irgendwann mit dem Virus an. Und die Altersgruppe, die noch am längsten ungeimpft bleibt, ist jene der Kinder.
Impfweltmeister Israel sieht sich mit einem Anstieg der Corona-Neuinfektionen konfrontiert. Am Montag sind erstmals seit April wieder mehr als 100 an einem Tag nachgewiesen worden. Darum gilt jetzt erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen.
Die Neuansteckungen stehen in Verbindung mit der sogenannten Delta-Variante des Virus. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere und geimpfte Menschen. Grund für Letzteres ist, dass die Antikörper, die nach einer Impfung gebildet werden, die Delta-Variante etwas schlechter neutralisieren. Schwere Erkrankungen wurden bei Geimpften bisher aber nicht gemeldet.
Impfweltmeister Israel sieht sich mit einem Anstieg der Corona-Neuinfektionen konfrontiert. Am Montag sind erstmals seit April wieder mehr als 100 an einem Tag nachgewiesen worden. Darum gilt jetzt erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen.
Die Neuansteckungen stehen in Verbindung mit der sogenannten Delta-Variante des Virus. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere und geimpfte Menschen. Grund für Letzteres ist, dass die Antikörper, die nach einer Impfung gebildet werden, die Delta-Variante etwas schlechter neutralisieren. Schwere Erkrankungen wurden bei Geimpften bisher aber nicht gemeldet.
«Natürlich werden Kinder weniger häufig nach einer Corona-Infektion schwer krank», meint Nicole Benz. Aber bei einem Anstieg der Fallzahlen in dieser Altersgruppe werde es irgendwann dennoch viele treffen. «Zudem müssen letztlich nicht wenige Kinder aufgrund schwerer Entzündungen hospitalisiert werden.» Auch von Long Covid oder Organschäden ist die Rede. «Zwar betrifft es prozentual nur wenige. Hochgerechnet auf alle Kinder wären das dann aber immer noch Tausende», sagt Benz.
Zwar müssen auch Jugendliche damit rechnen, nach einer Impfung einen Tag lang auszufallen. Die Impfung sei aber sicher und bei Kindern hochwirksam, meint Epidemiologin Keiser: «Die Nebenwirkungen liegen im erwarteten Rahmen. Das Risiko einer Covid-Erkrankung bei Kindern ist hingegen vergleichbar oder höher als bei anderen Erkrankungen. Und gegen diese impft man Kinder bereits seit Jahren routinemässig.»
Kinder hören auf ihre Eltern
Und wenn sich Kinder impfen lassen wollen, die Eltern aber dagegen sind? Oder umgekehrt – wenn die Eltern ihre Kinder zur Impfung zwingen wollen? Bei Familie Benz war das nie ein Thema: «Unsere Tochter hat schon relativ früh von sich aus gesagt, dass sie sich impfen lassen will.»
In anderen Familien wird es wohl zu Diskussionen kommen. Heidi Zinggeler Fuhrer, Vizepräsidentin der Haus- und Kinderärzte Schweiz: «Meinungsverschiedenheiten zur Covid-Impfung innerhalb der Familie sind seltener als angenommen, weil die Kinder auf ihre Eltern hören. Die Jugendlichen orientieren sich aber auch an den Gleichaltrigen. Wichtig ist, dass sie alle Argumente kennen und die Diskussion auf Grund von Fakten geführt wird.»
Für Erstaunen sorgte bei der Impffreigabe letzten Dienstag lediglich die Zurückhaltung beim BAG und bei der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Empfohlen werde die Impfung zunächst vor allem jenen Jugendlichen, die eine chronische Krankheit haben oder mit immungeschwächten Personen zusammen leben. Eine nachdrückliche Empfehlung für die gesamte Altersgruppe wurde nicht ausgesprochen. Auf Nachfrage stellt das BAG klar: «Bei den 12- bis 15-Jährigen gibt es kein Durchimpfungsziel.» Der Haus- und Kinderärzte-Verband ist gleichwohl zuversichtlich. Zinggeler Fuhrer: «Wie bei den Erwachsenen wird auch bei den Jugendlichen die Impfbereitschaft mit der Zeit ansteigen. Entscheidend wird sein, wo und wie einfach die Impfung angeboten werden kann.»
Für Familie Benz ist klar: Sobald die Tochter Geburtstag hat, soll der Impftermin da sein. «Das wäre das schönste Geschenk!»