Gerade einmal 21 WCs stehen den derzeit 93 Frauen aus National- und Ständerat zur Verfügung. Ausgerechnet im ersten Obergeschoss, wo sich die Säle von National- und Ständerat befinden, sei die Situation am prekärsten. Ist dann auch noch Sessions-Zeit, wird es richtig eng.
«Mir ist selbst schon aufgefallen, dass es nicht viele Toiletten gibt», sagt die Berner SP-Nationalrätin Andrea Zryd im Gespräch mit der «SonntagsZeitung». Die 48-Jährige wurde 2023 im Kanton Bern in den Nationalrat gewählt. Es gebe immer noch Situationen, in denen sie ein WC suchen müsse.
Für die Herren ist die Situation weitaus angenehmer. Für sie stehen im Parlamentsgebäude 25 WCs zur Verfügung. Hinzu kommen 27 Pissoirs und acht Toiletten für Menschen mit einer Behinderung.
Brief an die Parlamentsdienste
Doch das Bundesamt für Bauten und Logistik betont, dass die Vorgaben des Staatssekretariats für Wirtschaft eingehalten werden. «In Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten wird auf 15 Frauen eine Toilette verlangt – sowie eine Toilette und ein Pissoir auf 25 Männer», führt die «SonntagsZeitung» aus.
Die WC-Knappheit für Frauen hängt vor allem damit zusammen, dass es nicht eine einzige National- oder Ständerätin gab, als das Bundeshaus zwischen 1894 und 1902 errichtet wurde. Die WC-Anlagen waren komplett auf die Männer ausgerichtet. Erst 1971 hielten die Frauen Einzug ins Bundeshaus, nachdem kurz zuvor das Frauenstimmrecht eingeführt worden war.
Vorprojekt soll bald lanciert werden
Zryd sieht Handlungsbedarf und hat zusammen mit der Waadtländer SP-Nationalrätin Brenda Tuosto (35) einen Brief an die Parlamentsdienste geschrieben: «Wir sind der Meinung, dass die sanitären Anlagen bei der nächsten Renovation verbessert werden müssen.» Dabei gehe es ihr um alle Leute, die im Bundeshaus arbeiten, nicht nur um die Parlamentarierinnen.
Die Problematik war schon vor dem Schreiben bekannt. Verschiedene Lösungsansätze wurden bereits diskutiert. Ein Vorprojekt zur Schaffung von mehr Frauentoiletten soll bald lanciert werden. (dmo)