Die Geschichte der Antibabypille
Erfinder wollte Unterschichts-Frauen helfen

Sie ist winzig klein und verhindert Schwangerschaften: die Antibabypille. Bei manchen lindert sie gar starke Blutungen oder schlimme Regelschmerzen. Doch nach seiner Erfindung hatte das Medikament zunächst einen schweren Stand.
Publiziert: 08.11.2021 um 06:57 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2021 um 07:06 Uhr
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1957 kam die erste Antibabypille auf den Markt. Zunächst wurde die Schwangerschaftsverhütung jedoch nur als Nebenwirkung deklariert.
Foto: picture-alliance/ dpa
Luisa Ita

In der Bibel steht geschrieben: «Seid fruchtbar und mehret euch.» Genau dieser Satz bescherte der Antibabypille vor über 60 Jahren einen schweren Einstand. Kirchen und andere gesellschaftliche Institutionen liefen damals Sturm gegen das Verhütungsmittel.

Die Idee für eine Verhütung mit Hormonen entstand aber viel früher. Schon 1921 testete ein österreichischer Physiologe einen Impfstoff, der bei Kaninchen den Eisprung verhinderte.

Verhütung als Nebenwirkung

Der wohl bekannteste «Vater» der Antibabypille ist der bulgarisch-österreichisch-amerikanische Chemiker Carl Djerassi. Er bereitete mit der Synthetisierung des Sexualhormons Norethisteron, einem Gestagen, die Pille vor. Er bekam dann aber Konkurrenz vom US-Physiologen Gregory Pincus. Dieser machte in den Slums von Haiti Tests mit einem anderen Wirkstoff, welcher der Amerikaner Frank B. Colton entwickelt hatte.

Schliesslich war mit «Enovid» die erste Verhütungspille geboren und 1957 kam diese auf den Markt – jedoch zunächst offiziell als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden. Dass das Medikament Schwangerschaften verhinderte, stand damals bloss als Nebenwirkung auf dem Beipackzettel. Erst am 18. August 1960 ging es erstmals offiziell als Verhütungsmittel über den Ladentisch.

Die Pille und der Papst

Ein Dilemma für den Erfinder der Pille, Frank B. Colton. Er war selbst strenger Katholik und ihm war bewusst, dass die orale Kontrazeption Gotteslästerung glich. Dennoch: Als Arzt hatte er hautnah miterlebt, welches Elend pausenlose Schwangerschaften besonders für die armen Leute bedeutete. Mit der Pille wollte er die Befreiung von Frauen und die Entlastung der Unterschicht erreichen.

Er führte deswegen ein, dass die Pille nicht durchgehend – sondern nur rund drei Wochen pro Monat eingenommen wird. Sogenannte Entzugsblutungen treten auf, während auf die Einnahme verzichtet wird. Colton wollte damit erreichen, dass der Papst ein Einsehen haben würde, wenn die Schwangerschaftsverhütung dem natürlichen Menstruationszyklus ähnelte.

Heutzutage sind sich aber die Fachleute einig, dass diese Blutungen unnötig sind. Bei Frauen mit starken Beschwerden oder Wucherungen in der Gebärmutter können sie nach aktuellem Wissensstand sogar kontraproduktiv sein.

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