In die Schweiz kommen, um mehr zu verdienen — viele Menschen erhoffen sich von den höheren Löhnen ein besseres Leben. So auch Niklas Nowak (28) aus Reutlingen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg, der bereits seit viereinhalb Jahren in Zürich lebt. In einer Reportage vom ZDF geriet der Deutsche ins Schwärmen. «Die Schweiz ist ein Goldesel. Und hier spuckt der Esel gleich noch mehr aus, wenn man ihn anstupst», sagte er.
In den Spitzenmonaten habe er schon 6000 Euro netto verdienen können. Gleichzeitig versucht er, seine Ausgaben kleinzuhalten. «Ich habe noch nie mehr als 20 Franken für ein Abendessen ausgegeben. Ein Auto fahre ich auch nicht und wenn ich das Feiern weglasse, dann kann ich schon ganz schön viel sparen», sagt Nowak zu Blick.
«Ich will Geld verdienen und reisen»
Angefangen hat das Ganze, als er während seiner Schulzeit in Deutschland ein Jahr in den USA verbrachte. «Das war das erste Mal, dass ich herausgekommen bin und gemerkt habe, dass es wirklich auch noch andere Länder gibt, wo man arbeiten und leben kann — und wo es manchmal besser und einfacher läuft.» Nach seinem Abitur ging er an die Uni und wollte studieren, merkte aber bald, dass das nichts für ihn ist. «Ich hatte viele Schulfreunde, die nach Abschluss des Studiums immer noch bei ihren Eltern gewohnt haben. Ich wollte das nicht, ich wollte Geld verdienen und reisen.»
Mit Freunden in der Bar habe er immer wieder über die Schweiz geredet, darüber, wie viel man dort verdienen kann. Und dann als Flugbegleiter bei der Swiss angefangen. «Ich habe meine Leidenschaft mit meiner Arbeit verbunden.» Als dann Corona kam, sei er zu Swissport am Zürcher Flughafen gewechselt.
«Das alles gibt es in Deutschland nicht»
Aber nicht nur das Gehalt ist besser als in Deutschland. Auch von den Unternehmen und Arbeitgebern ist er begeistert. «Die Obstkörbe, die manchmal für die Mitarbeiter zugänglich sind, und auch die Veranstaltungen, die von den Firmen organisiert werden — das alles gibt es in Deutschland nicht», erklärt Nowak. Auch der Umgang sei mit sehr viel Respekt gezeichnet. «In Deutschland herrscht immer ein sehr rauer Ton und man wird nur angeschnauzt. Aber in der Schweiz werden der respektvolle Ton und Umgang gewahrt.»
Generell seien die Deutschen und die Schweizer das komplette Gegenteil voneinander. «Die Deutschen sind ehrlich und direkt. Aber oftmals fehlt ihnen die Empathie, das Bewusstsein, wann eine Aussage angemessen ist und wann nicht. Die Schweizer hingegen sind sehr reserviert, kühl und überhaupt nicht spontan, aber dafür gehen sie sehr respektvoll miteinander um.»
Alle starren nur noch aufs Handy
Doch beobachtet er, dass die Distanziertheit der Schweizer dem sozialen Leben oftmals im Weg stehe. «Die Schweizerinnen und Schweizer sind sehr gesellschaftsfaul.» Im Zug würden alle auf ihr Handy starren, man wolle nicht wirklich mit jemandem reden und auch sonst treffe man als Ausländer oder Expat auf distanzierte und kühle Menschen. Am ehesten würde man im Tessin noch ein Gefühl von Gemeinschaft finden. «Wenn ich mich früher mit jemandem treffen wollte, dann war das entweder zu spontan oder die andere Person musste dann doch arbeiten.»
Trotz allem fällt sein Fazit über die Schweiz eher positiv aus. «Die Schweiz ist perfekt, wenn es um die physischen Bedürfnisse geht. Saubere Luft, sauberes Wasser, guter Lohn, nettes Arbeitsklima und eine wunderschöne Natur. Allerdings wäscht sich das nach drei bis vier Jahren aus. Mir fehlt die Action, das Abenteuer.» Für ihn sei klar, wer eine Familie gründen möchte, sei in der Schweiz am richtigen Ort. Wer jedoch das Abenteuer, die Gemeinschaft und auch die Partydestination sucht, der werde in der Schweiz nicht wirklich fündig.
Ob er für immer in der Schweiz leben und Geld verdienen will, lässt Nowak offen. Nur so viel: «Ich liebe die Ferne, dort wo es warm und sonnig ist. Aber die Schweiz ist für mich ein wichtiger Anker.»