Crystal Meth hat Marco S.* körperlich und psychisch kaputt gemacht
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Er war acht Jahre süchtig:Crystal Meth hat Marco S.* kaputt gemacht

Der Zürcher Marco S. (29) prostituierte sich für Crystal Meth
«Ich erkenne mich auf den Fotos nicht wieder»

Acht Jahre lang konsumierte Marco S. die Droge Crystal Meth. Es kostete ihn fast das Leben. Vor etwas mehr als einem halben Jahr hat er den Ausstieg geschafft.
Publiziert: 03.04.2023 um 01:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2023 um 20:58 Uhr
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Marco S. (29) steht zu seiner Sucht-Vergangenheit.
Foto: Siggi Bucher
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Michael SahliReporter News

Marco S.* (29) aus Zürich meinte, eine Quelle unendlicher Lebensfreude gefunden zu haben. Stattdessen lauerte der Tod. Acht Jahre lang konsumierte er Crystal Meth – ein Amphetamin, das wie kleine Bergkristalle aussieht. Was die Droge im Körper des gebürtigen Baslers aber anrichtete, zeigen Handyfotos. Marco S. ist auf den Bildern auf 50 Kilo abgemagert, hat rote Flecken im Gesicht, ist ganz unten angekommen. «Ich will meine Lebensgeschichte erzählen, um die Jungen zu warnen», sagt er beim Treffen mit Blick.

Gerade etwas mehr als ein halbes Jahr ist es seit dem letzten Schuss her. «Es fühlt sich an, als sei das eine andere Person auf den Fotos», sagt Marco nachdenklich. Er hat seither an Gewicht zugelegt, sieht viel besser aus. Und wohnt jetzt in Zürich in einer betreuten Wohngemeinschaft, arbeitet in einer Bäckerei. Aber eine triumphale Erfolgsgeschichte soll das nicht werden, dafür ist es noch zu früh. «Jeder Tag ist ein Kampf, auch heute», sagt Marco S.. Er hat acht Jahre seines Lebens verloren. Und zahlt bis heute einen hohen Preis für die Drogen-Jahre: Er hat oft Kopfschmerzen, Orientierungsprobleme und ist nicht belastbar.

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«Das war genau, was ich damals brauchte. Mehr Energie, man benötigt keinen Schlaf, kann länger Sex haben.»
Marco S.* (29)
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Dabei war die scheinbar unendliche Kraft genau das, was den Reiz der Substanz ausmachte. Marco war ein rebellischer junger Mann, ging oft auf Partys. Auch Sexpartys, an denen Drogen konsumiert wurden. «Das erste Mal Crystal war einfach wow», erinnert er sich. «Das war genau, was ich damals brauchte. Mehr Energie, man benötigt keinen Schlaf, kann länger Sex haben.» Aus «ab und zu am Wochenende» wurde «jeden Tag». Die Droge wurde zum Lebensmittelpunkt, deren Beschaffung zur einzigen Tagesaufgabe. Aus Schnupfen und Rauchen wurde Spritzen. Ganze Tage sind vom Rausch verschlungen. «Mir war einfach alles andere egal, auch ich selber war mir egal. Es gab nur den nächsten Schuss.» Ab da ging es steil bergab.

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Vier bis fünf Gramm konsumierte er täglich, musste dafür bis zu tausend Franken organisieren. Jeden Tag. «Ich begann, selber mit Drogen zu handeln», gibt er zu. Als das nicht mehr reicht, prostituiert sich Marco S. In dieser Zeit isst er fast nichts mehr, schläft fast nicht mehr, auch die persönliche Hygiene leidet. «Ich war ein richtiger Junkie, kaputt sozusagen.» Oft fehlt die Erinnerung an diese dunklen Tage. Wie ein schlechter Traum, an den man sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnert.

Freunde und Familie gaben nicht auf

Familie und Freunde registrieren den Verfall. Aber ihre Warnungen dringen nicht mehr zu Marco S. durch. «Wenn ich daran denke, schmerzt mich das sehr. Ich war nicht mehr fähig, normale Gefühle zu empfinden, und habe viele Menschen verletzt.»

Vor genau acht Monaten spritzte sich Marco S. zum letzten Mal Meth. Richtig noch einmal «einen durchgegeben» habe er sogar, erzählt er. Und nahm sich doch vor: Das ist das letzte Mal. Einen einzelnen Auslöser für den Schritt zurück ins Leben gab es nicht. «Ich spürte, dass ich spätestens in zwei Jahren tot bin, wenn ich so weitermache.»

Auch die Liebe gab ihm Kraft. Online lernt der 29-Jährige seinen Partner kennen. Der konsumiert keine Drogen. Und setze Marco ein Ultimatum. «Er sagte mir, er ertrage es nicht, mich jeden Tag drauf zu sehen.» Marco musste sich entscheiden: zwischen seinem Leben und seiner Partnerschaft – oder Crystal Meth. Zum ersten Mal seit acht Jahren entscheidet er sich gegen die Droge. Und schafft dank einer Therapie den Ausstieg, mit der Unterstützung von Partner und Familie. In Therapien sei er zwar schon früher gegangen, sagt Marco, aber diesmal meinte er es ernst. Das war vor acht Monaten.

«Heute geht es mir viel besser», sagt Marco S. stolz. Er hat Pläne, beginnt bald eine Ausbildung als Altenbetreuer, kämpft sich in einen Alltag zurück. Und ist von Basel nach Zürich gezogen, um alles hinter sich zu lassen. Aber es gibt auch noch dunkle Gedanken. «Manchmal vermisse ich dieses Gefühl der Stärke, der Unbesiegbarkeit, das mir die Droge gab.» Aber er weiss: «Es ist es nicht wert.» Marco S. ist zurück im Leben.

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