Voll im Rausch: Auf Crystal Meth, Amphetaminen, GHB, Ketamin oder Koks verkehren die Teilnehmer von sogenannten Chem-Sexpartys miteinander. Die illegalen Substanzen werden dabei eingeworfen, um die Lust zu steigern, Scham abzubauen oder Praktiken nachzugehen, die ohne Drogen schmerzhaft wären. Vor allem unter homosexuellen Männern erfreuen sich solche Partys steigender Beliebtheit.
Wie «20 Minuten» berichtet, ist in den letzten Jahren eine Zunahme solcher Drogen-Sexpartys zu beobachten. Experten können sich nicht erklären, weshalb – womöglich sind Dating Apps und Social Media verantwortlich, weil sich die Treffen so einfacher organisieren lassen.
Immer mehr Patienten
Sicher ist, dass die Chemsex-Partys den Fachleuten Sorgen bereiten. «Der Trend ist steigend. Wir behandeln immer mehr Patienten», sagt Claudia Bernardini, Leitende Ärztin Innere Medizin und Infektiologie im Zentrum für Suchtmedizin Arud in Zürich, zu «20 Minuten».
Das Problem: Im Rausch gehen die Kondome vergessen. Oder noch schlimmer: Die Einnahme der Medikamente, die vor einer HIV-Übertragung schützen sollen. Zudem droht eine Substanz-Abhängigkeit.
«Substanzen sollen die Hemmschwelle senken»
Chemsex-Partys sind nicht neu. Der Trend stammt aus London und Berlin. Hierzulande werden solche Treffen in privaten Wohnungen und Räumen organisiert. Claudia Bernardini nennt es ein «Underground-Phänomen». Genaue Zahlen gibt es deshalb keine.
Die Infektiologin betreut selber Patienten, die an Chemsex-Partys teilgenommen haben. Dabei handelt es sich grösstenteils um Männer zwischen 20 und 50 Jahren aus allen sozialen Schichten. Sie weiss: «Einige schämen sich für ihre sexuelle Orientierung oder ihren Körper, oder sie haben Schwierigkeiten mit Einsamkeit und Nähe und trauen sich nicht, ihre sexuellen Wünsche auszuleben. Die Substanzen sollen die Hemmschwelle senken», so Bernadini.
Um sich unter Fachleuten auszutauschen, organisieren das Zentrum für Suchtmedizin Arud und der Checkpoint Zürich nun im September die erste Chemsex-Tagung in der Schweiz. Es geht um Information und darum, Stereotypen und Diskriminierung abzubauen. (ct)