Der Schweizer Ferrari-Experte Marcel Massini verzweifelt an strikten Einreise-Bestimmungen
«Die USA lassen mich einfach nicht rein!»

Die US-Grenzen bleiben für die meisten Schweizer weiterhin geschlossen. Ein Ärgernis für viele Unternehmer – und für Marcel Massini (63), der aus beruflichen Gründen ein Automeeting besuchen wollte und mit seinem Gesuch bei der US-Botschaft in Bern abgeblitzt ist.
Publiziert: 19.08.2021 um 08:57 Uhr
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Am weltberühmten Pebble Beach Concours d'Elégance in Monterey fährt Marcel Massini mit der Siegestrophäe in einem der teuersten Autos der Welt ins Ziel. Der 1958er Ferrari 250 Testa Rossa hat einen Wert von rund 50 Millionen Dollar!
Foto: Zvg
Guido Felder und Fabienne Kinzelmann

Die Folgen der US-Einreisebeschränkungen wegen Corona machen sich bemerkbar. Europäische Unternehmen können keine Mitarbeiter, Spezialisten oder Servicetechniker mehr in die USA entsenden. Die Grenzen sind – aus Angst vor der Einschleppung neuer Viren – praktisch dicht.

Das ärgert auch den Schweizer Geschäftsmann Marcel Massini (63) aus Volketswil ZH. Der bekannte Ferrari-Historiker berät gutbetuchte Kundinnen und Kunden beim Kauf der italienischen Sportwagen und wollte nun die Monterey Car Week in Kalifornien besuchen, wo auch Classic Cars versteigert werden. «Dieses Meeting ist für mich der wichtigste Anlass im Jahr. Hier betreibe ich zehn Tage lang Networking, hier lerne ich neue Kunden kennen», sagt Massini zu Blick.

2020 Corona-Absage, 2021 Einreiseverbot

Nachdem das Meeting 2020 wegen Corona abgesagt wurde, muss Massini auch dieses Jahr daheimbleiben. Die US-Botschaft hat sein NIE-Ausnahmegesuch abgelehnt. NIE steht für «National Interest Exception», eine Ausnahme für nationale Interessen. Die Begründung: Massini komme «zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine Ausnahme im nationalen Interesse» nicht infrage.

Der Volketswiler versteht das nicht: «Ich hätte auch tricksen und ein grosses US-Auktionshaus bitten können, mir eine Bestätigung für meine dringend notwendige Anwesenheit auszustellen – ich wollte aber ehrlich sein.» Einziger Ausweg: Massini hätte vorher zwei Wochen in Mexiko verbringen können, dann hätte er auch einreisen dürfen.

Sauer auf Biden

Für ihn ist die Fortführung des seit März 2020 geltenden «travel ban» ein politischer Entscheid von Präsident Joe Biden (78). «Der Entscheid setzt Touristen und Geschäftsleute mit Immigranten aus Mexiko gleich. Er hat nichts mit Corona zu tun, es sind ja schon so viele Amerikaner geimpft», sagt Massini. Er meint, dass der demokratische Präsident Angst vor den Republikanern habe: «Die würden bei ein paar eingeschleppten Fällen mit Kritik an Biden nicht sparen.»

Auch die Handelskammer Schweiz-USA sieht in den Einreisebeschränkungen einen politischen Hintergrund. Direktor Martin Naville (62) sagt zu Blick: «Im November 2022 sind Halbzeitwahlen, da ist die Motivation, die Grenzen zu öffnen und etwas zu riskieren, zurzeit gering.»

US-Botschaft in Bern entscheidet

Laut Naville haben «Tausende von Schweizer Unternehmen» eine NIE-Bewilligung erhalten. «Die US-Botschaft in Bern macht da einen tollen Job», so Naville. «Für die andern, etwa jene, die keine Leute vor Ort haben, ist die Sache natürlich unangenehm und mit grossem Aufwand verbunden.»

Wie viele Unternehmen betroffen sind, ist unbekannt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) dazu: «Inwiefern der Reisebann die Geschäftstätigkeit von Schweizer Firmen in den USA belastet, lässt sich schwer feststellen.»

Schmollen in Volketswil ZH

Massini ist sauer: «Durch das Einreiseverbot entgehen mir in Monterey grosse Geschäfte, denn dieses Jahr steht Ferrari im Fokus.» Seit 1977 sei er rund 150-mal in die Staaten gereist. Probleme gab es nie.

Während zurzeit in Monterey teure und alte Fahrzeuge gehandelt und Kontakte geknüpft werden, sitzt Massini in Volketswil und schmollt:
«Ein grosser Eingriff in die Freiheit.»

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