Nach anderthalb Jahren der erste Lichtblick. Washington entwickle einen «stufenweisen Ansatz, der im Laufe der Zeit dazu führen wird, dass ausländische Staatsangehörige, die in die Vereinigten Staaten reisen, vollständig geimpft sein müssen», meldeten US-Medien am Donnerstag. Künftig sollen also ausschliesslich Geimpfte in die USA einreisen können.
Mit der Einführung dieses Systems sollten dann auch die aktuellen Einreisebeschränkungen für Menschen aus Europa und anderen Staaten aufgehoben werden, wie unter anderem die «New York Times» unter Berufung auf Kreise des Weissen Hauses berichtete.
Allerdings: ein konkreter Zeitplan fehlt. Für Reisende aus der Schweiz und dem restlichen Schengen-Gebiet bleibt die Grenze zu den USA erstmal weiterhin dicht.
«Amerikaner haben wenig Gründe, die Grenze zu öffnen»
Laut Präsidialproklamation darf weiterhin nicht einreisen, wer sich zuvor in der Schengen-Zone, im Vereinigten Königreich, in Irland, Brasilien, China, Iran, Südafrika und Indien aufgehalten hat.
«Aus amerikanischer Sicht gibt es weniger Gründe als aus europäischer, den Reisebann zu beenden», sagt Martin Naville, Direktor der Amerikanisch-Schweizerischen Handelskammer, zu Blick. Weder aus der Wirtschaft noch aus der Tourismusbranche gebe es einen hohen Druck auf US-Präsident Joe Biden zur Grenzöffnung. «Die amerikanische Binnenwirtschaft ist die, die am wenigsten von Importen und Exporten abhängt. Und der Tourismus hat nach der Pandemie schon mit den inländischen Gästen genug zu tun.»
«Wir freuen uns auf die Wiederaufnahme des transatlantischen Reiseverkehrs, sobald es die Wissenschaft erlaubt», schreibt die US-Botschaft in Bern auf Anfrage. Das Weisse Haus folge den Empfehlungen der US-Gesundheitsbehörden, «was der beste Umfang mit der Covid-19-Pandemie und Einreisebeschränkungen ist».
Warum Biden am Reisebann festhält
Tatsächlich bezieht sich der Einreisestopp für Europäer auf eine Notfallverordnung der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. Der sogenannte Artikel 42 verbietet Personen aus Risikogebieten die Einreise.
Dabei ist weder die Schweiz noch die restliche Schengen-Region aktuell ein Risikogebiet für die USA: Die EU ist weiter mit dem Impfen als die USA, die mit der Schweiz etwa gleichauf liegen. Und die Infektionszahlen sind in den USA aktuell viel höher.
Doch die Aufrechterhaltung von Artikel 42 nützt der US-Regierung auch an der Südgrenze zu Mexiko. Dort weisen Grenzschutzbeamte fast alle Ankommenden mit Verweis auf die Notfallverordnung ab – allein zwischen Februar und Juni waren es nach Angaben der US-Grenzschutzbehörde 504’428 Abweisungen nur auf Basis von Artikel 42. Ohne ihn wären die Migrationszahlen an der Grenze also deutlich höher.
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