Die Freiheitsstatue in New York besuchen? Am Venice Beach in Los Angeles die Sonne geniessen? Mit dem Motorrad auf der legendären Route 66 quer durch die USA fahren? Geht alles für uns Schweizer derzeit nicht! Seit März 2020 gilt der von Ex-Präsident Donald Trump (75) verhängte Einreisestopp für Personen aus dem Schengenraum.
18 Monate sind eine lange Zeit. Schliesslich gehören die USA zu den beliebtesten Ferienzielen der Schweizerinnen und Schweizer. Hunderttausende fliegen jedes Jahr über den grossen Teich. Sie müssen vorerst weiterhin darauf verzichten. Joe Biden (78) hatte zwar vor wenigen Wochen angekündigt, den Einreisestopp zu überprüfen. Doch eine erste Deadline am 20. Juli liess er verstreichen. Die nächste Chance laut US-Medien: der 6. August.
Blick hat ausgerechnet: Pandemielage quasi identisch
In Europa wird man derzeit ungeduldig. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (67) setzte das Thema bei ihrem Treffen mit Biden vor einer Woche zuoberst auf die Traktandenliste. Geschehen ist nichts. Das Unverständnis wächst indes weiter. Schliesslich ist der Einreisestopp seit Ende Juni einseitig. Vor einem Monat hat der Schengenraum die Restriktionen für US-Touristen weitestgehend aufgehoben: Geimpfte Amerikaner dürfen wieder ungehindert einreisen, Ungeimpfte müssen einen negativen PCR-Test vorweisen.
Die Pandemielage in Amerika und dem Schengenraum ist beinahe identisch. Blick hat ausgerechnet: In den vergangenen sieben Tagen haben sich 105 von 100'000 Amerikanern mit dem Coronavirus angesteckt. In den 26 Ländern des Schengenraums waren es 107 auf 100'000 Einwohner. Auch der Impffortschritt kann nicht mehr als Argument hinhalten. In den USA sind 49 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, im Schengenraum 47 Prozent. Setzt sich der Trend fort, überholen die Europäer die Amerikaner in den nächsten Wochen.
20'000 Globetrotter-Reisende wollen in die USA
«Die USA sollten für Geimpfte aus dem Schengenraum ebenfalls die Grenzen öffnen», fordert Globetrotter-CEO André Lüthi (61). Sein Unternehmen ist vom Einreisestopp stark betroffen. «20 Prozent unserer Kunden buchen in normalen Jahren Nordamerika», sagt Lüthi. Derzeit warten seit zwei Jahren knapp 20'000 Globetrotter-Reisende auf grünes Licht von Joe Biden (78).
«Sie mussten schon im vergangenen Jahr ihre Ferien verschieben. Für die Mehrheit unserer Amerika-Kunden ist die Reise in diesem Sommer auch bereits wieder ins Wasser gefallen», sagt Lüthi. Nur noch wenige würden auf den Herbst warten und hoffen.
Globetrotter-Chef und Markwalder appellieren an Joe Biden
Trotzdem findet es der Politik-Leiter beim Schweizerischen Reiseverband wichtig, dass die Amerikaner jetzt wieder Europäische und Schweizer Geschäftsreisende und Touristen empfangen. «Das hätte Signalwirkung auf andere Länder. Wir müssen verantwortungsvoll zurück zu einer Normalität – Hunderttausende Arbeitsplätze stehen weltweit auf dem Spiel.» Lüthis Botschaft: «Herr Biden, schalten Sie bitte endlich auf Grün für Geimpfte – die Angst vor dem Virus muss durch Respekt ersetzt werden.»
FDP-Aussenpolitikerin Christa Markwalder (45) schliesst sich dem Appell an. «Ich würde es begrüssen, wenn dieser Einreisestopp nicht mehr einseitig wäre», sagt sie. Markwalder, die auch Präsidentin des Parlamentarischen Vereins Schweiz-USA ist, gibt zu bedenken: «Es beruht auf Gegenseitigkeit. Schliesslich würden auch die Amerikaner von den Schweizer Touristen profitieren.»
Darum öffnet Joe Biden nicht
Martin Naville (62), Direktor der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, kann die Forderung von Lüthi und Markwalder nachvollziehen: «Ich verstehe, dass die Ungeduld hierzulande wächst.» Trotz der vergleichbaren Corona-Zahlen und einer ähnlichen Impfquote kann er den einseitigen Einreisestopp aber verstehen. «Es gibt zwei Gründe dafür», so Naville.
Erstens: Die Tourismusbranche habe in den USA viel weniger Einfluss als beispielsweise in den europäischen Südländern. «Hinzu kommt, dass die Reiseveranstalter in Amerika dieses Jahr auf die Einheimischen zählen können», sagt Naville. Weil die Amerikaner kaum ins Ausland verreisen, würden sie in der Heimat ihre Ferien verbringen. «Die fehlenden Europäer fallen da kaum noch ins Gewicht», sagt er.
Der zweite Grund begründet Naville mit der politischen Zukunft des US-Präsidenten. Dieser konnte sich in den letzten Monaten mit dem Impffortschritt seines Landes schmücken. «Das Letzte, was Joe Biden jetzt will, sind steigende Corona-Fallzahlen und eine Zuspitzung der Pandemie im Inland», sagt er. Für Biden und seine Partei gehts um viel: Ihre wackligen Mehrheiten im Kongress stehen bei den kommenden Halbzeitwahlen im Herbst 2022 auf dem Spiel. «Eine Öffnung gefolgt von steigenden Fallzahlen – das könnte auf Biden zurückfallen», so Naville.