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Der Bund reagiert wegen Gewalt in Asylzentren
Jetzt wurden 14 Sicherheitsleute suspendiert

Immer wieder kommt es in Asylzentren in der Schweiz zu gewalttätigen Übergriffen der Sicherheitsleute auf Asylsuchende. Nun hat der Bund reagiert und eine externe Untersuchung eingeleitet. 14 Mitarbeiter wurden bereits suspendiert.
Publiziert: 05.05.2021 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 10:58 Uhr
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Blick liegen Vorfälle aus mehreren Bundesasylzentren vor, bei denen Asylsuchende verletzt worden waren. Im Bild: Ausschnitt aus einem Übungs-Video von Sicherheitsmitarbeitern.

Gibt es in Schweizer Asylzentren ein Gewaltproblem? Recherchen mehrerer Medien haben dieser Frage zuletzt Brisanz gegeben. Darunter solche der SRF-«Rundschau» und der «WOZ». Auch Blick liegen Vorfälle aus mehreren Bundesasylzentren vor, bei denen Asylsuchende verletzt worden waren.

Nun reagiert das Staatssekretariat für Migration und hat eine externe Untersuchung eingeleitet. Damit betraut wurde Alt-Bundesrichter Niklaus Oberholzer, wie das Staatssekretariat für Migration mitteilt. Er gehe der Frage nach, ob gegenüber einzelnen Asylsuchenden unverhältnismässiger Zwang angewendet wurde. Aber auch, ob Einsatzprotokolle des Sicherheitspersonals richtig erstellt wurden.

Für 14 Sicherheitsleute hat die Untersuchung bereits Folgen: Sie wurden suspendiert. Sie arbeiteten in Basel, Altstätten SG und Boudry NE. Bisher hat das SEM bestritten, dass in Asylzentren ein Gewaltproblem herrscht. Allerdings gibt es Zweifel daran, dass die Sicherheitsleute die Protokolle nach Vorfällen richtig ausgefüllt haben.

Mit Fäusten auf den Kopf geschlagen

Ein Opfer von Gewalt durch Sicherheitsleuten: Ali Adamou (28). Der Kameruner wurde am 4. Mai 2020 von zwei Sicherheitsmitarbeitern im Bundesasylzentrum in Giffers FR verprügelt. «Sie schlugen mir mit den Fäusten gegen den Kopf. Ich blutete, bekam kaum noch Luft.» Schliesslich hätten sie ihn «wie einen Hund» nach draussen getragen. Er wurde beim Vorfall erheblich verletzt.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich im Sommer 2020 im Bundesasylzentrum in Kreuzlingen TG. Laut Polizeirapport bricht dort einem Asylsuchenden während eines Gerangels mit der Securitas ein Zahn ab. Das SEM schreibt später in einem Bericht, der Asylsuchende habe sich die Verletzung selbst zugefügt. Eine Untersuchung gab es nie, der Betroffene wurde ausgewiesen, noch bevor er Anzeige erstatten konnte.

«Hier liegt ein Mass vor, das mich veranlasst hat, eine externe Untersuchung anzuordnen», begründet Mario Gattiker, Staatssekretär für Migration, den Schritt im vorab veröffentlichten TV-Beitrag. Das SEM müsse wissen, was passiert sei, «auch damit wir die entsprechenden Konsequenzen ziehen können». (fr)

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