Die grossen Gesten begannen bereits mit der ergreifenden Kunst-Inszenierung von Regisseur Volker Hesse. In der «Betonhalle» auf dem Festplatz Rynächt liess er Derwische, Dämonen, barbusige Engel fliegen, schwere Züge rollten unter Getrommel und Gekreische durch die Halle, geschoben von orangen Männern und Frauen.
Der Mensch im Kampf mit dem Berg, der Alpöhi, der der Moderne Platz machen muss, ein einsamer Jodel inmitten von Beton - ein bildgewaltiges Spektakel, das sprachlos machte.
Altgediente und aktuelle Politiker nutzten beim Apéro im Norden und später beim Tessinerplättli beim Südportal die Möglichkeit, vom historischen Moment zu reden, von der Symbolkraft dieser dunklen, langen Röhre. Dort, wo sich jahrelang die grossen Bohrmaschinen durchfrästen.
Verkehrsministerin Doris Leuthard kämpfte im Interview mit SRF mit den Tränen. Bei Ogi herrschte – natürlich – Freude. Die Staatsschefs von Italien, Deutschland, und Frankreich mussten eingestehen, ihren Teil der Arbeit noch nicht vollendet zu haben.
Das Herz sei gebaut, die Aorta fehlt, zitierte Angela Merkel die «NZZ». Und fügte an: «Es ist auch ein Stück deutsche Aorta».
Bundespräsident Schneider-Ammann sagte: «Mit dem Basistunnel hat die Schweiz einen Schritt zum Gedeihen unseres Europas getan.» Immer wieder wurde betont, dass der Tunnel als Verbindung zwischen Norden und Süden mitten in Europa nicht nur Wirtschaftsräume, sondern Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringt. «Früher sprach man davon, Brücken zu bauen», sagte die Deutsche Kanzlerin Angela Merkel. «Aber heute passen wir unseren Sprachgebrauch an: Ein Tunnel bringt uns näher.»
Unspektakulär, ja beinahe banal und alltäglich fühlte sich aber die Fahrt in ebenjenem gewaltigen Tunnel an: Der Zug fuhr ein, beschleunigte, man lehnte sich im Sitz zurück, entspannte. Und war dann doch froh, nach 20 Minuten wieder ans Tageslicht zu kommen.
So wie bei jedem Tunnel.
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